KAMPAGNE 2024
Tarifflucht bei radio NRW
DJV bei radio NRW: Ohne Tarif geht alles schief!
Der Austritt von radio NRW aus dem Tarif kann gravierende Auswirkungen auf alle radio-Beschäftigten haben. Die Tarifflucht bedeutet, dass die Tarifverträge enden, wenn sie nicht wieder in Kraft gesetzt werden. In tarifgebundenen Betrieben wird meist deutlich mehr verdient, als bei nicht tarifgebundenen, obwohl bei letzterem meist längere Arbeitszeiten gelten. Hier gibt's alle Infos dazu, was Tarifverträge sind, wieso diese so wichtig sind und was wir bei radio NRW tun müssen, um sie zurück zu bekommen. Derzeit sind wir bei Euch bei radio NRW unterwegs und stellen unsere Kampagne zur Tarifflucht vor. Hier findet Ihr das zugehörige Online-Material für Mailings und Social Media sowie Tipps dazu, wie Ihr Print-Material (Plakate, Postkarten & Aufkleber) bestellen könnt. Es geht um Euer Geld und Eure Arbeitsbedingungen, bringt Euch also unbedingt ein. Vielleicht plant Ihr ja gerade eine Aktion mit Kolleginnen und Kollegen? Dann seid Ihr hier genau richtig!
Vor welcher Herausforderung wir stehen
In den vergangenen Wochen haben wir an unterschiedlichen Stellen bereits über die Folgen des Ausstiegs Eures Arbeitgebers aus dem Tarif diskutiert. Ihr habt als Belegschaft auch bereits Euren Unmut in einem offenen Brief kundgetan – und eine sehr nichtssagende Antwort von den Gesellschaftern bekommen.
Gesellschafter und Geschäftsleitung haben keinen Zweifel daran gelassen, dass sie keinen Tarif wollen, sondern jeweils „nach Leistung“ über die Gehälter entscheiden möchte. Das erinnert eher an Gutsherrenart als an ein modernes Miteinander. Bei der Höhe der Vergütung fürchten wir, dass sich die neue Geschäftsleitung deutlich unterhalb der Regelungen aus dem Flächentarif orientiert
Wenn wir also den Status Quo absichern und auch künftig an Lohnsteigerungen teilhaben wollen, werden wir um einen Arbeitskampf nicht herum kommen! Daher müssen wir nun beginnen, die Basis für diese Auseinandersetzung zu schaffen! Unsere Geschäftsstelle steht Euch da gerne mit Material zur Seite. Der Anstoß muss aber aus dem Betrieb selbst kommen.
Wie Ihr Euch einbringen könnt
- Um Euch untereinander besser zu vernetzen, haben wir eine SIGNAL-Gruppe für die Beschäftigten bei radio NRW eingerichtet. Tretet bitte alle hier bei.
- Wenn wir etwas erreichen wollen, müssen wir viele werden. Spätestens, wenn es zur Auseinandersetzung kommt, ist es wichtig, dass möglichst viele in der Gewerkschaft organisiert sind. Deswegen: Sprecht Kolleg:innen an! Alle Informationen zur Mitgliedschaft findet Ihr hier.
- Überlegt Euch gemeinsam, wer Lust hat in einer Aktionsgruppe mitzuarbeiten – intern als DJV, aber auch gemeinsam mit den Kolleg:innen von ver.di. Wir haben bereits Kontakt auf der hauptamtlichen Ebene aufgenommen. Wenn Ihr Interesse an einem Gespräch mit uns habt, meldet Euch gerne bei volkmar.kah@djv-nrw.de.
Wir sind für Euch da.
Anliegen zur Tarifflucht?
Dann schreibt uns oder ruft an!
Geschäftsführer
Justiziar
Downloadbereich
Ladet Euch Sharepics für die sozialen Netzwerke aus der laufend aktualisierten Datei-Liste herunter. Möchtet Ihr kostenfrei Plakate, Poskarten und Aufkleber bestellen? Dann schickt uns eine E-Mail mit Eurer Adresse an information@djv-nrw.de.
FAQ: Tarifverträge – Die Basics
Was sind Tarifverträge
Tarifverträge regeln die wichtigsten Eckpunkte eines Arbeitsverhältnisses. Wie hoch ist mein Gehalt? Bekomme ich Weihnachts- und Urlaubsgeld? Wie lange muss ich arbeiten? Müssen Überstunden bezahlt werden? Wie viele Urlaubstage habe ich? Bekomme ich eine betriebliche Altersversorgung? Solche Fragen beantworten Tarifverträge. Von ihnen kann nicht zum Nachteil für Arbeitnehmer:innen abgewichen werden.
Welche Arten von Tarifverträgen gibt es?
- Flächentarifverträge werden durch Arbeitgeberverbände für eine Vielzahl von Unternehmen mit den Gewerkschaften abgeschlossen.
- Haustarifverträge werden von einem einzelnen Arbeitgeber mit den Gewerkschaften abgeschlossen.
- Anerkennungstarifverträge sind Haustarifverträge, die auf den Inhalt eines Flächentarifvertrages Bezug nehmen.
- Gehaltstarifverträge, wie der Name schon sagt, regeln die Vergütung. Ihre Laufzeit ist oft kürzer, damit regelmäßige Gehaltserhöhungen möglich sind.
- Allgemeinverbindliche Tarifverträge gelten für alle Unternehmen einer Branche, egal, ob diese im Arbeitgeberverband sind oder nicht. Solche Tarifverträge gelten auch zwingend für Nicht-Gewerkschaftsmitglieder.
- Die Allgemeinverbindlichkeitserklärung erfolgt durch das Bundesarbeitsministerium oder ein Landesarbeitsministerium.
Wer macht Tarifverträge?
Tarifverträge werden zwischen Arbeitgeberverbänden und Gewerkschaften abgeschlossen. Tarifverträge gelten nur für die Unternehmen, die Mitglied in dem Arbeitgeberve band sind, der den Tarifvertrag unterschrieben hat. Die Tarifverträge gelten für die Mitarbeitenden, die Mitglied in der vertragsschließenden Gewerkschaft sind. Auch Nicht-Gewerkschaftsmitglieder profitieren von den Tarifverträgen, da diese fast immer auf alle Arbeitnehmer:innen angewendet werden. Nur Gewerkschaftsmitglieder genießen allerdings 100-prozentigen Schutz durch die Tarifverträge. Bei allen anderen können die Bedingungen verschlechtert werden.
Wieso sind Tarifverträge so wichtig?
Eine Studie der Hans-Böckler-Stiftung zeigt, dass Tarifbeschäftigte 11 % mehr verdienen als Nicht-Tarifbeschäftigte. Die Erfahrung zeigt, dass bei Tageszeitungsverlagen die Gehaltsunterschiede zwischen tarifgebunden und nicht tarifgebunden Arbeitnehmer:innen oft deutlich mehr als 20 % betragen.
Obwohl Tarifbeschäftigte mehr verdienen, arbeiten sie oft kürzer. Bei Tageszeitungen sehen die Tarifverträge 36,5 Stunden pro Woche vor. Bei den kaufmännischen Angestellten sind es 35 Stunden pro Woche. Die Arbeitsverträge bei tariflosen Verlagen basieren häufig auf einer 40-Stundenwoche.
Welche Vorteile haben Tarifverträge?
- Stärkere Verhandlungsposition: Gewerkschaften haben eine bessere Verhandlungsposition als einzelne Arbeitnehmer:innen. Wenn viele Mitarbeitende gemeinsam unterstützt und organisiert durch Gewerkschaften Regeln durchsetzen, haben sie bessere Erfolgsaussichten als einzelne Arbeitnehmer:innen.
- Regelmäßige Gehaltssteigerung: Die Gehälter von tarifgebundenen Arbeitnehmer:innen steigen automatisch. Das liegt nicht nur daran, dass Gewerkschaften regelmäßig Gehaltssteigerungen verhandeln. Tarifverträge sehen zudem auch dann regelmäßige Steigerungen vor, wenn man eine gewisse Zeit im Unternehmen beschäftigt ist. Ohne Tarifbindung gibt es solche automatische Steigerungen nicht.
- Transparenz: Tarifverträge schaffen Transparenz und Gleichbehandlung. Tarifgehälter orientieren sich an objektiven Maßstäben wie Betriebszugehörigkeit. Gutsherrenart und intransparente Kriterien bleiben außen vor.
- Bessere Stimmung: Wer seine Arbeitsbedingungen durch Tarifverträge selbst mitgestalten kann, ist motivierter und damit auch produktiver.
Welche Tarifvertrag gibt es bei radio NRW?
Es gilt der Entgelttarifvertrag Tarifverband Privater Rundfunk (TPR) für alle Beschäftigtenbei radio NRW
Was bedeutet Tarifflucht bei radio NRW?
Radio NRW ist im Dezember 2023 aus dem Arbeitgeberverband ausgetreten. Damit endet die Tarifbindung aber nicht automatisch sofort. Sie endet erst, wenn der jeweilige Tarifvertrag gekündigt oder verändert wird. Die Flächentarifverträge Privater Rundfunk können nur vom Tarifverband privater Rundfunk oder von den Gewerkschaften DJV und ver.di gekündigt werden. So lange befindet sich der Betrieb in der so genannten Nachbindung. Das bedeutet, dass auch Neueinstellungen nach Tarif erfolgen müssen.
Erst nach einer Kündigung durch eine der Tarifparteien endet diese Nachbindung. An ihre Stelle tritt die Nachwirkung, die für Gewerkschaftsmitglieder so lange gilt, bis sich ihr Arbeitsvertrag ändert. Das kann durch eine Änderungskündigung oder im Rahmen eines Stellenwechsels geschehen.
Wie kann die Tarifflucht rückgängig gemacht werden?
Am einfachsten wäre es, Funke geht zurück in den Arbeitgeberverband. Leider ist davon im Moment nicht auszugehen. Ein realistisches Ziel wäre ein Anerkennungstarifvertrag zwischen Funke, NRW und den Gewerkschaften, der auf die Inhalte der Flächentarifverträge verweisen würde. Ein solcher Tarifvertrag kann nicht allein durch Verhandlungen erzielt werden. Viele Mitarbeitende müssen zum Streik bereit sein.
Wie viel Zeit bleibt den Arbeitnehmer:innen noch?
Auch wenn der Gehaltstarifvertrag noch bis ins Jahr 2024 läuft, sollte auf keinen Fall gewartet werden bis der Tarifvertrag endet, ansonsten droht eine tariflose Zeit. Deshalb sollte schon früher mit Verhandlungen begonnen werden.
Werden sich die Arbeitsbedingungen ohne Tarifverträge verschlechtern?
Die Geschäftsführung hat erklärt, dass sich für den jetzigen Mitarbeiterstamm die Arbeitsbedingungen nicht verschlechtern werden. Die Erfahrung bei anderen Verlagen zeigt, dass Arbeitgeber solche Versprechungen sehr oft nicht lange durchhalten. Die durch die Tarifflucht gewonnene Flexibilität wird letztendlich auch genutzt werden. Dies gilt nicht nur für Neueinstellungen, sondern oft auch für viele Alt-Beschäftigte. Auf jeden Fall würde es bald verschiedene Gruppen im Unternehmen geben, die unterschiedlich lange arbeiten und stark abweichende Gehälter bekommen. Dies würde auf jeden Fall Neid und Unzufriedenheit schüren.
An wen kann ich mich wenden, wenn ich Fragen habe?
Volkmar Kah, Geschäftsführer und Tarif-Experte
volkmar.kah@djv-nrw.de
Telefon: 0211 23 399-0