Vergütungsregeln Bild
Diskussion zum Für und Wider
Auf dem Podium (v.l.) Benno Pöppelmann, Frank Stach und Heike Rost. Foto: Friedhelm Holleczek
Soll der DJV den Schlichterspruch zu den Bildhonoraren annehmen, der für die Gemeinsamen Vergütungsregeln für hauptberufliche Freie an Tageszeitungen im Raum steht? Das stellte der DJV-NRW in Kooperation mit dem Fachausschuss Bild am 8. April in Düsseldorf zur Diskussion. Auf dem Podium stellten der DJV-Justiziar Benno Pöppelmann und die freie Bildjournalistin Heike Rost unter Moderation von Frank Stach das Für und Wider der vorgeschlagenen Regelung dar und antworteten auf die Fragen aus dem Publikum (s.Bild rechts, Foto: Friedhelm Holleczek).
Wer die Diskussion im Netz verfolgt, könnte denken, dass alle Bildjournalisten den Schlichterspruch in Bausch und Bogen ablehnen. Der Abend für Bildjournalisten aus NRW zeigte ein etwas anderes Meinungsbild: Zwar argumentierten einige Kollegen entschieden gegen die vorgeschlagenen Regelungen. Aber es gab auch diejenigen, die sich – bei allen Vorbehalten – eine Verbesserung ihrer Situation versprechen.
Zu Beginn des Abends zeichnete Benno Pöppelmann nach, wie es überhaupt zur jetzigen Situation gekommen ist. Neun Jahre lang haben die beiden Journalistengewerkschaften DJV und ver.di mit den Tageszeitungsverlegern um faire Bildhonorare in Tageszeitungen gerungen. Anders als bei den Texthonoraren, wo man zu einem Kompromiss kam, lagen die Positionen bei den Fotohonoraren so weit auseinander, dass die beiden Seiten schließlich das Scheitern feststellen mussten und in die Schlichtung gingen.
Seit Anfang Februar liegt der Schlichterspruch vor. Beide Seiten haben drei Monate Zeit, um zu entscheiden, ob sie ihn annehmen oder ablehnen. Es gibt also nur noch ein „ganz oder gar nicht“, Nachbesserungen sind nicht mehr möglich. Das Ergebnis ist strittig, das zeigt nicht nur die Diskussion in Düsseldorf und im Netz. Auch im DJV gibt es unterschiedliche Einschätzungen.
Benno Pöppelmann warb bei der Diskussion dafür, dass der DJV "mit Zähneknirschen“ zustimmt – in der Hoffnung, „den Preisverfall aufzuhalten“ und eine belastbare Regelung in der Hand zu halten, falls das vom DJV geforderte Verbandsklagerecht in der nächsten Legislaturperiode tatsächlich kommen sollte. Landesvorstand und Fachausschuss Bild in NRW haben sich jedoch schon vor Wochen dafür ausgesprochen, den Schlichterspruch abzulehnen. Abschließend soll die NRW-Postition auf dem Gewerkschaftstag am 20. April in Düsseldorf bestimmt werden. Mit diesem Votum wird der Landesverband dann in die Bundesgesamtvorstandssitzung gehen, auf der der DJV über sein Abstimmungsverhalten als Gesamtverband beschließen wird.
Aus Sicht von Landesvorstand und Fachausschuss Bild spricht viel gegen den Schlichterspruch. Schwer wiegen vor allem die Erfahrungen mit den Vergütungsregeln Text. Danach ist nicht zu erwarten, dass Tageszeitungs-Verlage überhaupt willens sind, die von ihnen unterzeichneten Vereinbarungen einzuhalten.
Entsprechende Fragen kamen auch bei der Veranstaltung in Düsseldorf: Kann man wirklich davon ausgehen, dass der Schlichterspruch hinterher umgesetzt wird? Könnten Bildjournalisten die Honorare geltend machen, ohne um Aufträge fürchten zu müssen? Und für welche Zeitungen würde das Ergebnis überhaupt gelten? Dann anders als bei den Texthonoraren haben nur 89 von insgesamt knapp 300 Tageszeitungen ihrem Verband ein Verhandlungsmandat erteilt.
Kritik galt bei der Veranstaltung auch der vorgeschlagenen Staffelung der Bildgrößen nach Spaltenzahl. Dies sei in der Branche absolut unüblich und erhöhe den Verwaltungsaufwand für den einzelnen Bildjournalisten erheblich, hieß es. Befürchtet wurde vor allem, dass sich da der aktuelle Modetrend zu hochformatigen (und somit schmalen) Zeitungsfotos sehr negativ auswirken könnte.
Aus Sicht des DJV-NRW sind im Schlichterspruch die Honorare vor allem für die kleineren Bildgrößen und die niedrigen Auflagen einfach zu gering. Auch wenn Heike Rost in der Diskussion betonte, dass die tatsächlich gezahlten Bildhonorare an Tageszeitungen noch unter diesem Vorschlag liegen.
Sie merkte allerdings auch an: „Die wenigsten Kollegen haben die Chance, überhaupt für überregionale Zeitungen zu arbeiten.“ Die Realität für die meisten Bildjournalisten heiße deshalb: kleine Blätter mit entsprechend niedrigen Honoraren. Die stünden in keinem Verhältnis zu dem, was Bildjournalisten regelmäßig in ihre Technik investieren müssen. Sie selbst hat den Tageszeitungen als Auftraggeber deshalb Ende der neunziger Jahre den Rücken gekehrt, erklärte Heike Rost.
In den vielen Diskussionen, die sie in den vergangenen Wochen mit Bild-Kolleginnen und -Kollegen gefürt hat, vermisst sie oft dieses betriebswirtschaftliche Denken. Und sie kritisiert, dass diejenigen, die laut moppern, sich vielleicht auch fragen sollten, wie sie selbst in der Vergangenheit mit niedrigen Honoraren umgegangen seien.
Bei der Abfrage zum Ende der sehr fairen und sachlichen Diskussion zeigte sich, wie unterschiedlich die Positionen sind: Je ein Drittel der Anwesenden hob die Hand für Annahme und Ablehnung des Spruchs, das letzte Drittel war noch unentschieden. Das Ergebnis deckt sich nach Aussage von Benno Pöppelmann mit den Rückläufen einer (nicht repräsentativen) Umfrage im Netz. Auch hier seien die drei Positionen „ja – nein – weiß nicht“ etwa gleich stark vertreten. /cbl