Von Sanierungsfusion kann keine Rede sein: Diese Mitteilung des Bundeskartellamtes am späten Freitagnachmittag (25.7.) erfreut den DJV-NRW sehr (siehe unsere Pressemitteilung vom 26. Juli). Von Anfang an hatte der Journalisten-Verband die Darstellung der Funke-Mediengruppe angezweifelt, es handele sich bei dem Verkauf von sieben Lokalausgaben im Dortmunder Raum an das Medienhaus Lensing um eine Sanierungsfusion.Bereits Anfang 2014 beauftragte der DJV-NRW den Medienexperten Horst Röper vom Formatt-Institut daher mit einem Gutachten zum Fusionsfall. Darin kommt er zu dem Schluss: "Die Behauptung, die Dortmunder Ausgaben könnten nicht verlustfrei verlegt werden, erscheint bei der Vielzahl ähnlich gelagerter Fälle nicht glaubwürdig.">> Gutachten zum Fusionsfall Lensing-Wolff / Funke-Mediengruppe (PDF)Aus aktuellem Anlass veröffentlichen wir an dieser Stelle noch einmal den JOURNAL-Artikel "Von wegen Sanierungsfusion" von Corinna Blümel (erschienen in der Ausgabe 2/14), der sich mit den wichtigsten Aussagen des Gutachtens beschäftigt.
Von wegen Sanierungsfall ...
Auch wenn bereits Tatsachen geschaffen wurden und die Ruhr Nachrichten (RN) seit Februar 2013 in Dortmund, Lünen, Schwerte und Castrop-Rauxel die Lokalberichterstattung für die dortigen Ausgaben von Westfälischer Rundschau (WR) und WAZ übernimmt: Der Verkauf dieser Ausgaben an die RN muss vom Kartellamt genehmigt werden. Der „Verkäufer“, die Funke Mediengruppe, stellt den Vorgang als Sanierungsfusion dar: Die betreffenden Ausgaben hätten in den letzten Jahren Verluste eingefahren, eine Besserung der wirtschaftlichen Lage sei nicht zu erwarten.Diese Darstellung zweifelt der DJV-NRW an und hat von Horst Röper (Formatt Institut) ein Gutachten anfertigen lassen. Da beide Medienhäuser ebenso wenig Einsicht in die Unterlagen gewährten wie das Bundeskartellamt, stützt sich die Analyse auf offen zugängliche Daten zu den Teilmärkten sowie auf Vergleiche im deutschen Zeitungsmarkt.Der Argumentation der Funke-Gruppe, dass die
jeweiligen Einzelauflagen und Marktanteile
zu klein gewesen seien, um dauerhaft ein ausgeglichenes betriebswirtschaftliches Ergebnis zu erzielen, stellt Röper unter anderem die Situation zahlreicher kleinerer Tageszeitungsausgaben mit ihren verkauften Auflagen und lokalen Marktanteilen entgegen. Als Obergrenze nimmt Röper eine Auflage von 35 000 Exemplaren, was in etwa der gemeinsamen Auflage von WR und WAZ am Standort Dortmund vor der Umstellung entspricht.Deutschlandweit sind 186 Titel mit dieser oder geringerer Auflage zu belegen. Die kleinste der aufgeführten Ausgaben ist die Ostheimer Zeitung (im Mantel der Saale Zeitung), die mit knapp 800 Exemplaren dreimal wöchentlich erscheint. Aber auch in der Größenordnung unter 10 000 Exemplaren sind es noch mehr als 80 Ausgaben. Das beweist, heißt es im Gutachten, „sehr deutlich, dass Tageszeitungen mit einer solchen Auflage sehr wohl marktfähig sind“.Eine weitere (nicht vollständige) Zusammenstellung listet 23 Ausgaben mit kleinen bis sehr kleinen Marktanteilen auf – von 38 Prozent bis zu 5 Prozent. Röper folgert daraus, dass „in Deutschland eine Vielzahl von Zeitungsausgaben verlegt wird, deren Auflage und Marktanteil deutlich unter jenen der Ausgaben Dortmund von WAZ und WR liegen. Die Behauptung, die Dortmunder Ausgaben könnten nicht verlustfrei verlegt werden, erscheint bei der Vielzahl ähnlich gelagerter Fälle nicht glaubwürdig.“Und wie sieht die Wettbewerbssituation in den betreffenden Teilmärkten aus? Auch hier richtet Röper den Blick auf Dortmund und kommt zu dem Schluss, dass die Mediengruppe Lensing-Wolff bereits heute im dortigen Werbemarkt „eine überragende Marktstellung“ hat. Diese basiert auf dem hohen Marktanteil der RN, auf der 50-Prozent-Beteiligung am Anzeigenblattverlag ORA, auf dem Besitz von zwei Zeitschriftenverlagen und deren Titeln, darunter das Stadtmagazin Coolibri, und auf der Beteiligung an der Betriebsgesellschaft des einzigen Lokalradios DO 91,2. Darüber hinaus sind alle diese Medien zusätzlich im Netz mit Online-Angeboten präsent.Der DJV-NRW hofft, dass das Kartellamt diese Analyse in seiner Bewertung einbezieht: Unter diesen Voraussetzungen sollte es der Fusion nicht zustimmen.
Corinna BlümelZu den Management-Fehlern, die bei der Westfälischen Rundschau gemacht wurden, siehe unsere
JOURNAL-Seite.