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Wird alles anders?

DJV-NRW unterstützt die Warnung der freien WDR-Wissenschaftsjournalisten

26.06.2015

Soviel Unruhe gab es noch nie im Hause WDR: Gefühlt wird derzeit alles anders. Der pauschal bezahlte Producer soll eingeführt werden, zur crossmedialen Honorierung ein Pilotversuch starten. WDR und Gewerkschaften befinden sich zugleich in Gehalts- und Honorartarifverhandlungen. Für den Sender hat bei allen diesen Dingen das Sparen Priorität. Auch wenn Valerie Weber an neuen Hörfunkstrukturen bastelt und Jörg Schönenborn fürs Fernsehen die umfassendste Reform der letzten 20 Jahre ankündigt, geht es nicht allein um die Überarbeitung des Programms. Beides hat ebenfalls mit dem rigorosen Sparwillen des WDR zu tun. Gespart wird vor allem auf Kosten der festen und freien Mitarbeiter – mit Auswirkungen auf die Qualität.In dieser Situation stellt sich der DJV-NRW klar an die Seite von 90 Wissenschaftsjournalisten im WDR und ist mit ihnen „zutiefst beunruhigt über die konzeptlosen und gefährlichen Sparpläne der WDR-Intendanz“. Bereits Mitte Mai hatten die freien Journalisten einen Offenen Brief an Intendant Tom Buhrow geschrieben. Kurz zuvor hatte auch der DJV-NRW auf die Missstände im Sender hingewiesen, ebenfalls in einem Offenen Brief an den Intendanten (siehe www.djv-im-wdr.de). Buhrows Antworten auf die Offenen Briefe ließen wochenlang auf sich warten – und fielen in beiden Fällen enttäuschend aus.Die freien Mitarbeiter der Wissenschaftsredaktionen in Fernsehen und Hörfunk sind in dieser Woche an die Öffentlichkeit gegangen – „nach monatelangen fruchtlosen internen Diskussionen und vergeblichen Beschwörungen, das Standbein ‚Wissenschaft‘ im WDR nicht zu schwächen, sondern zu stärken“. Sie treibt die Sorge um, dass ein für das öffentlich-rechtliche Selbstverständnis zentraler Programmbereich zugrunde gerichtet wird, schreiben sie in einem Begleitbrief zum Offenen Brief. Der DJV-NRW teilt ihre Auffassung, dass der öffentlich-rechtliche Rundfunk damit „an seinem eigenen Ast sägt“. Etliche Male hat der Landesverband die WDR-Geschäftsleitung aufgefordert, nicht zu Lasten der Qualität zu sparen und seine Mitarbeiter bei den anstehenden Veränderungen mitzunehmen.Von der Liebe, die Tom Buhrow mitbringen wollte, ist im ganzen Haus nichts zu spüren. Am 1. Juli 2013 übernahm er die WDR-Intendanz, schon ein Jahr später forderte der DJV-NRW ihn dazu auf, die Rasenmäher-Methode wieder einzupacken und über „intelligente Sparwege“ nachzudenken. Nun ist das zweite Amtsjahr bald beendet – und die Liebe ist erkaltet, auf beiden Seiten. Die Wissenschafts-Freien sprechen von einem „Spar-Besen, der ohne Rücksicht auf Programm und Inhalte geführt wird“.Das Mantra des Sparens geht vor allem an die Substanz der freiberuflich tätigen WDR-Journalisten. Der Gewerkschaftstag des DJV-NRW forderte den Sender erst kürzlich auf, die jahrelang gepflegte faire Sozialpartnerschaft mit den Freien nicht aufs Spiel zu setzen (siehe Dringlichkeitsantrag auf dieser Seite). Aufträge für Freie sind bereits spürbar zurückgegangen. Durch die Einführung von crossmedialen Honoraren und Pauschalen für Producer drohen ihnen weitere Honorareinbußen. Dabei sind sie die Schwächsten im Glied, wie auch NRW-Medienministerin Dr. Angelica Schwall-Düren auf dem DJV-NRW-Gewerkschaftstag betonte (siehe unsere Meldung vom 26. April 2015). Die Sparanstrengungen dürften „nicht auf dem Rücken derjenigen vorgenommen werden, die am wenigsten geschützt sind – und das sind in der Tat die freien Mitarbeiter“, sagte Schwall-Düren.Konkrete Sorgen machen sich die Autoren der Wissenschaftsformate momentan um die Beteiligung des WDR an der 3Sat-Sendung „nano“. Würde sich der WDR zurückziehen, drohe dem Format die Einstellung, heißt es in einem weiteren Offenen Brief. Dies wiederum würde auch für das WDR-Programm einen erheblichen Verlust darstellen (hier geht es zum Offenen Brief Nano).Die Veränderungen im Sender in der Ära Buhrow betreffen auch die festangestellten WDR-Redakteure. Der Sender soll um 500 Planstellen schlanker werden, lautet eine schon lange bekannte Sparvorgabe. Sie trifft die Bereiche Technik und Verwaltung am stärksten, aber auch in Hörfunk und Fernsehen fallen 140 Stellen weg. Es gibt zwar keine betriebsbedingten Kündigungen, aber Stellen werden nicht nachbesetzt und Befristungen nicht verlängert. 500 von 4.300 Stellen unbesetzt: Das bekommen die verbleibenden 3.800 deutlich zu spüren – das Arbeitspensum für jeden einzelnen wächst.

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