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DJV-NRW fordert aktiven Schutz der an der Umweltsau-Satire beteiligten (freien) Kolleg*innen

Ein redaktionell unabhängiger WDR muss jetzt Haltung zeigen

31.12.2019

Das ist kein guter Start für den neuen ARD-Vorsitzenden Thomas Buhrow und keine Sternstunde für die WDR-Senderleitung.  Buhrow hat sich von dem derzeit heiß diskutierten WDR 2 „Umweltsau“-Satire-Video distanziert. Das hat vor allem diejenigen gestärkt, die keinen kritischen Journalismus wollen. Solidarität mit den Mitarbeiter*innen, die das Satire-Video produzierten, Fehlanzeige. Rückendeckung für die, die sich vor allem in den sozialen Netzwerken schützend vor ihre Kolleg*innen stellten? Blieb seitens der Senderleitung aus.

Der DJV-NRW steht solidarisch zu allen bedrohten Kolleg*innen und für einen redaktionell unabhängigen WDR. Wir werden das Verhalten der Senderleitung auf allen Ebenen (unter anderem im Rundfunkrat, der Redakteursvertretung und im Personalrat) im Interesse der Mitarbeiter*innen und eines unabhängigen WDR konsequent zum Thema machen.

Aus guten Gründen gibt es das Gebot der Staatsferne der Medien.
Als sich dann auch noch NRW-Landesministerpräsident Armin Laschet in die Diskussion um das Video äußerte, wäre es Aufgabe des Intendanten gewesen, sich gegen die reflexartige Einmischung des NRW-Ministerpräsidenten zu stellen. Aufgabe von Laschet ist es, das Land NRW zu regieren. Nicht den WDR zu leiten.

Das Löschen des Videos war ein Angriff auf die Pressefreiheit und eine Entsolidarisierung, vor allem mit den Freien.
Aber Buhrow ließ sich von der Kritik beeindrucken und wies das Löschen des umstrittenen Videos an. Damit hat er in die innere Rundfunkfreiheit eingegriffen und die beteiligten Kolleg*innen ins Visier des sich zu diesem Zeitpunkt bereits anbahnenden Shitstorms gerückt. In einer WDR2-Callin-Sendung hat er sich dann auch noch persönlich bei den teilweise empörten Zuhörer*innen entschuldigt. Das hat nicht zu einer Entspannung der Lage für seine Kolleg*innen geführt. Über den Twitter-Account der Aktuellen Stunde wurde in dem Fall eines Kollegen, der sich hinter die Kolleg*innen stellte, die das Video produzierten, außerdemmehrfach darauf hingewiesen, dass es sich um einen „freien Mitarbeiter“ handeln würde. Das ist nicht nur eine Form der Entsolidarisierung, sondern auch Herabwürdigung der frei beschäftigten Kolleg*innen.

Die fehlende Unterstützung hat Konsequenzen. Lässt die Senderleitung die Kolleg*innen im Stich? 
Diese Entsolidarisierung blieb zudem nicht ohne Konsequenzen: Der Journalist ist derzeit Opfer von Beleidigungen und Morddrohungen im Zusammenhang mit seinen unterstützenden Tweets.  Der DJV-NRW fordert die Verantwortlichen des Westdeutschen Rundfunks auf, sich aktiv um den Schutz und die Sicherheit des freien Kollegen zu bemühen. Der Verband stellt sich außerdem hinter die vielen Freien beim WDR, die jetzt mit Recht ihren Unmut dazu äußern, dass hier ein Kollege, der sich solidarisch zum Sender verhielt, nun unter rechtsextremen Attacken leiden muss, während ihn der Intendant nicht unterstützt und sich sogar von ihm distanziert.

Wie soll es jetzt weitergehen? Wünschenswert wäre zunächst eine Versachlichung der Auseinandersetzung und ein Blick in die Zukunft. 
In dieser Debatte geht es vor allem nicht um die Geschmacksfragen von Satire, sondern um den Schutz von Satire- und Meinungsfreiheit. Satire darf das Publikum auch provozieren. Eine Senderleitung muss dann in der Öffentlichkeit auf redaktionelle Freiheit pochen anstatt auf diejenigen zu hören, die gesellschaftliche Konflikte, die in den Medien ausgetragen werden, für sich gegen die Medien instrumentalisieren wollen. Mit der Löschung des Videos hat sich der Intendant nicht nur gegen seine beteiligten Kolleg*innen gestellt, sondern vor allem auch ein falsches Zeichen für die Zukunft gesetzt. Interne, sachliche Kritik muss sein. Aber wie soll vor diesem Hintergrund im WDR noch jemand mutige Entscheidungen fällen, wenn man mit Gegenwind von außen ohne interne Unterstützung rechnen muss, der dann auch noch zu großen Konsequenzen für das Berufs- und auch Privatleben führen kann? Ein gesundes Arbeits- und Wirkungsumfeld ist wichtig. Ohne dieses Umfeld ist die innere Presse- und Rundfunkfreiheit gestört. Der WDR braucht mutige Entscheidungen, auch zu künstlerischen, satirischen Formaten. Dazu gehört es, Haltung zeigen zu können und anzuecken.

Kontakt: Pressestelle, Marie Kirschstein, marie.kirschstein@djv-nrw.de

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