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Medienhaus Aachen begeht Tarifflucht

Erste Nachkriegszeitung Deutschlands wird eingestellt

15.08.2022

Am vergangenen Freitag, 12. August, ist in Aachen das Ende einer Ära verkündet worden: Ab Herbst wird mit den Aachener Nachrichten Deutschlands erste Nachkriegszeitung eingestellt. Gleichzeitig bringt das den vollständigen Verlust der Tarifbindung für die Mitarbeiter:innen des Aachener Medienhauses in dem auch die Aachener Zeitung erscheint.

Der DJV-NRW kritisiert die folgenschwere Entscheidung des kürzlich vom belgischen Konzern Mediahuis übernommenen Traditionsverlages Aachener Medienhaus. „Mit den angedachten Umstrukturierungen, die zum vollständigen Verlust der Tarifbindung führen sollen, entzieht sich das Medienunternehmen nicht nur jeglicher Verantwortung, sondern setzt auch einer der ältesten Nachkriegszeitungen Deutschlands ein Ende“, kommentiert Kristian van Bentem, stellvertretender Landesvorsitzender des DJV-NRW, die am Freitag im Rahmen einer Mitarbeiterversammlung verkündete Entscheidung.

Dass es kein Happy End in der Geschichte der Aachener Zeitung geben würde, ließ sich bereits an dem Sparkurs der vergangenen Jahre ablesen. Bereits jetzt erscheinen die Aachener Zeitung und Aachener Nachrichten mit den annähernd gleichen Inhalten. Und nun folgt die Abkehr vom Tarif, kurz nach der Übernahme des Medienbetriebs durch das belgische Mediahuis. Personelle Auswirkungen gebe es nicht, verkündete die Geschäftsführung bei der Versammlung am Freitag.

„Das bedeutet aber nicht, dass auf viele unsere Kolleg:innen nicht schwierige Zeiten zukommen“, warnt der stellvertretende Landesvorsitzende van Bentem. Denn zeitnah wird es in der Unternehmensgruppe des Medienhauses Aachen gesellschaftsrechtliche Umstrukturierungen geben. Eine Konsequenz: Fortan sollen ausnahmslos alle Journalist:innen,  die bei der Medienhaus Aachen GmbH beschäftigt sind, ohne Tarif weiterbeschäftigt werden. Ein Schicksal, das bereits heute für mehr als die Hälfte der etwa 150 Mitarbeitenden gilt, die schon jetzt zu der tariflosen Medienhaus Aachen Content GmbH gehören.

„Das Medienhaus Aachen ist mehr als ein Wirtschaftsunternehmen. Wir haben eine gesellschaftliche Verantwortung“, beteuert das Medienhaus Aachen in seinen Leitlinien. „Dass diese Verantwortung offensichtlich nicht für den Umgang mit den eigenen Mitarbeiter:innen gilt, ist nicht nur unsozial“, sagt Kristian van Bentem. „Es ist auch eine unternehmerische Dummheit.“

Der stellvertretende Landesvorsitzende verweist auf eine weitere Maxime des Verlags, die angesichts der Tarifflucht wie blanker Hohn klingt: Der Erfolg der Unternehmensgruppe hängt vom Einsatz aller unserer Mitarbeiter ab, von ihrer Neugier, ihrem Einfallsreichtum, ihrem Engagement, heißt es.

„Was der Geschäftsführung von Deutschlands ältester Lizenzzeitung dabei anscheinend noch nicht bewusst ist: Ihre Entscheidung wird Folgen haben, die nicht nur in der Belegschaft, sondern auch im Blatt zu spüren sein werden. Als wäre zunehmend mehr Arbeit nicht schon genug, wird ohne den Tarif wohl kaum jemand den Berufsweg zur Aachener Zeitung einschlagen“, analysiert van Bentem.

Der DJV-NRW steht betroffenen Journalist:innen, die Mitglied im DJV-NRW sind, gerne beratend zur Verfügung.

Kontakt:
Christian Weihe
Justiziar DJV-NRW
information@djv-nrw.de
Tel: 0211/23399-0

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