Große Proteste im WDR
Fast 800 WDR-Mitarbeiter:innen beteiligen sich an Streiktag
Fast 800 Feste und Freie des WDR sind heute dem Aufruf des DJV-NRW und der weiteren verhandelnden Gewerkschaften zu einem gewerkschaftlichen Aktionstag mit Warnstreiks in allen NRW-Studios gefolgt. Die WDR-Mitarbeiter:innen treffen sich bereits seit dem Morgen vor den Standorten des Senders zu Streikposten und online im Homeoffice. Am Hauptversammlungsort in Köln machen die Mitarbeitenden lautstark auf ihren Unmut aufmerksam. Zur Einstimmung wurden Streikende aus Aachen, Essen und Münster zugeschaltet.
„Kein Tag vergeht, ohne dass wir auf die Skandale in der ARD angesprochen werden. Dauernd müssen wir uns für etwas verteidigen, was wir persönlich nicht zu verantworten haben. Dennoch stehen wir hinter dem WDR, auch hinter der ARD, aber bis heute fehlt die Wertschätzung dafür. Nichts kann mehr Wertschätzung ausdrücken als eine faire Bezahlung. Das machen wir mit den heutigen Warnstreiks mit so vielen Teilnehmer:innen mehr als deutlich“, hebt Frank Stach, Landesvorsitzender des DJV-NRW hervor.
Anlass der heutigen Warnstreiks sind die Tarifverhandlungen, in denen eine Annäherung zwischen den Positionen der Geschäftsführung und der Gewerkschaften in weiter Ferne ist. „Wir rufen unsere Kolleg:innen auf, dem WDR zu zeigen, dass guter Journalismus gerade in diesen Zeiten, in denen Konflikte und Kriege für Mehrarbeit sorgen, seinen Preis hat“, erklärt DJV-NRW-Geschäftsführer Volkmar Kah. Ein Spardiktat des WDR auf Kosten der Journalist:innen werde es mit dem DJV nicht geben. „Am 19. September setzen wir uns erneut mit dem WDR an einen Tisch. Gestärkt durch den heutigen Tag werden wir die Gelegenheit nutzen, den Sender dazu aufzufordern, unseren Kolleg:innen endlich ein angemessenes Angebot zu machen.“
Denn die große Zahl der Streikteilnehmenden bringt den WDR in Schwierigkeiten „Die Live-Sendung fällt heute wegen WDR-Streik aus“, hieß es auf der Seite von Live nach 9. Im Laufe des Tages wird das noch öfter vorkommen. Denn bereits seit den frühen Morgenstunden kommt es immer wieder zu Ausfällen im Programm. Auf zahlreiche Regionalnachrichten musste das Publikum bislang verzichten, in den NRW-Außenstudios gibt es kaum verfügbare Reporter:innen, Redakteur:innen und Kamerateams. 1LIVE sendete kurzfristig die zentralen WDR-Nachrichten anstatt eigener wie gewohnt. Auch an vielen anderen Stellen geriet der WDR in Bedrängnis, so unter anderem bei der Aufzeichnung des Wissenschaftsmagazins Quarks, der Aktuellen Stunde, Hier und Heute und der Servicezeit. Erhebliche Probleme darf der Sender auch bei der Produktion der Lokalzeiten erwarten.
Landesvorsitzender Frank Stach findet beim Streikposten in Köln auf dem Appellhofplatz vor dem Vierscheibenhaus deutliche Worte: „Wir wollen keine Massagesitze, wir wollen die Tariferhöhung, die uns zusteht. Diese Verhandlung ist eine der schwersten, die ich je erlebt habe. Nie hat uns der WDR ein so schlechtes Angebot gemacht. Aber als einer, der am Montag wieder mit am Verhandlungstisch sitzt, fühle ich mich jetzt sehr gestärkt. Wenn so viele Feste und Freie wie heute auf die Straße gehen, verschafft uns das eine noch bessere Verhandlungsposition.“
Bislang hat der Sender ein völlig unzureichendes Angebot vorgelegt. Alle Festangestellten und Freien sollen zum 1.12.2022 eine lineare Erhöhung in Höhe von 2,8 Prozent erhalten. Das ist ein halbes Jahr früher als bisher angeboten. Dazu bleibt es bei Einmalzahlungen von jeweils 1.000 Euro in 2022 und 2023, die in dieser Höhe weder einen angemessenen Inflationsausgleich darstellen noch zu einer langfristigen Verbesserung der Gehälter und Honorare der Beschäftigten im WDR beitragen. Als wäre das nicht schon genug, besteht der Sender aktuell auch auf Verschlechterungen der aktuellen Tarifverträge. So plant der WDR unter anderem eine komplette Neufassung der Honorare für Freie mit Absenkungen im tagesaktuellen Bereich. Entweder mit den Gewerkschaften oder – so die offene Drohung – man werde alle Honorarrahmen kündigen und danach zahlen, was man möchte.
Die Streikenden sind sich sicher: Gemessen an den vielen Störungen im Programm, die auch der heutige Streik wieder verursacht hat, muss die Geschäftsleitung des WDR auf die berechtigten Forderungen nach angemessenen Gehältern und Honoraren, guten Arbeitsbedingungen und mehr Wertschätzung eingehen.
Der DJV fordert 5% mehr für Feste und Freie bei einer Laufzeit von 12 Monaten, einen Inflationsausgleich für Alle und einen neuen Honorarrahmen ohne Sparvorgaben!
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Marie Kirschstein
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