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Stiftung Vielfalt und Partizipation

Frank Stach erläutert Positionen des DJV-NRW vor der LfM-Medienkommission

17.02.2014

Journalist Frank Stach, Vorsitzender des DJV-NRW, sprach auf der Klausurtagung der LfM-Medienkommission Anfang Februar über die Stiftung Vielfalt und Partizipation. Foto: DJV-NRW

Der DJV-NRW sorgt sich nicht um die Zukunft des Journalismus insgesamt, aber um den Lokaljournalismus in Deutschland. Durch manches von Verlagsmanagern ausgelöste Spargewitter ist Meinungsvielfalt fortgespült worden. „Es gibt mittlerweile zahlreiche Dörfer, Stadtteile, Kreise und Städte, in denen nur noch eine Zeitung eindimensional berichtet, und manchmal nicht mal das“, erklärte Frank Stach, Vorsitzender des DJV-NRW, kürzlich auf der Klausurtagung der Medienkommission der Landesanstalt für Medien (LfM).Besonders aufmerksam müsse man in diesem Zusammenhang die ostdeutschen Entwicklungen beobachten. „Dort ist die Berichterstattung über Lokales kaum noch gewährleistet“, so Stach, „und in die Lücke stoßen zweifelhafte Angebote, die häufig außerhalb des demokratischen Spektrums agieren.“Höchste Zeit, nach neuen Wegen zu suchen, wie Meinungsvielfalt vor allem im Lokalen gesichert werden kann. Dabei kann die geplante Stiftung Vielfalt und Partizipation nach Auffassung des DJV-NRW helfen – auch wenn sie sicher nicht alle Probleme lösen wird. Staatsferne müsse eine Grundvoraussetzung der Stiftung sein, betonte Stach in seiner Rede vor der Kommission, der DJV habe immer für eine unabhängige Presse gekämpft und tue dies auch jetzt noch. „Wir wünschen uns, dass die Stiftung unabhängig und mit überzeugendem Personal aus dem Bereich des Journalismus arbeitet, dass sich die LfM auf ihre gesetzlichen Kontrollpflichten beschränkt und möglichst viele Partner einbindet. Staatsferne darf kein Lippenbekenntnis bleiben.“Lokaljournalisten sind längst auf neuen Wegen unterwegs. Im Internet zum Beispiel – wie etwa die Dortmunder Nordstadtblogger, Hallo Herne, das Bergkamener Infoblog oder Expressi in Siegen beweisen. Politisch geprägte Akteure, die bewusst auf Werbung verzichten, ergänzen die Szene. Graswurzeljournalismus, genährt durch bürgerschaftliches Engagement. Entwicklungen gibt es aber auch offline, z.B. im Magazin-Bereich.Der DJV in NRW kennt viele Betreiber dieses neu gewachsenen Lokaljournalismus. Die meisten Akteure sind gestandene Journalisten. Sie nutzen Abfindungen, Entlassungen (wie etwa bei der Westfälischen Rundschau) und generell die Leidenschaft für die lokale Berichterstattung, um ihre journalistischen Projekte lebendig zu halten. „Dabei darf es aber nicht bleiben“, erklärte Landesvorsitzender Stach in Düsseldorf. „Auf Dauer werden diese Projekte nur lebensfähig sein, wenn sie auf gesunder wirtschaftlicher Basis stehen. Hier kann die Stiftung helfen.“Der DJV-NRW vertritt die Meinung, dass eine Stiftung zur Unterstützung neuer lokaljournalistischer Angebote auf verschiedenen Ebenen wirken kann. So könnte für verschiedene Online-Auftritte eine Dachmarke geschaffen werden, die als Marke journalistische Kompetenz garantiert und für gute Auffindbarkeit sorgt. Entwickelt werden könnte auch eine technische Plattform, die Journalisten für ihre Stadt oder ihren Stadtteil bei Bedarf nutzen können. Das würde die unterstützen, die sich nicht um das Programmieren von Webseiten kümmern wollen. Projekt- und Gründerberatung sollten bedacht werden, auch in Form von Coaches, die ein Projekt für eine gewisse Zeit begleiten. Basisaufgabe der Stiftung muss die Bündelung bereits vorhandener Angebote sein. Außerdem muss sie ein Netzwerk für den Erfahrungsaustausch bieten.Aber auch mit neuen Finanzierungsmodellen müsse sich die Stiftung in einer Art Think Tank beschäftigen, forderte Frank Stach. Dabei ginge es ganz konkret um Hilfe bei der Erschließung von größeren Anzeigenkunden, die über den lokalen Bereich hinausgingen. Oder um Finanzierungen über genossenschaftliche Modelle, neue Formen des Crowdfunding und bürgerschaftliches Engagement. „Zu untersuchen wäre“, so Stach, „wie stark die Bereitschaft ist, über eine Bürgerstiftung Lokaljournalisten zu bezahlen, und wie solche Stiftungen gestaltet sein müssen, damit sie keinen Einfluss auf Inhalte und die journalistische Unabhängigkeit nehmen.“Für den Journalisten Stach sind auch Förderstipendien der Stiftung für intensive Recherchen denkbar. Viel zu oft fehle gerade Lokaljournalisten die Zeit, sich eines Themas über einen längeren Zeitraum annehmen zu können. „In meiner Heimatstadt zum Beispiel gibt es eine aufregende Diskussion über den Bau einer XXL-Berufsschule“, führte der Recklinghäuser vor dem Gremium aus. „Ein ideales Thema für die Region, an dem sich viel Kritik an Entscheidungsträgern entzündet.“ Was fehle, sei gerade eine im Regionalen verankerte investigative Kompetenz.„Der DJV sieht die Stiftung Vielfalt und Partizipation als Chance für Nordrhein-Westfalen, einen medienpolitischen Meilenstein zu setzen“, fasste Frank Stach die Vorteile einer staatsfernen Stiftung zusammen. „Die Stiftung kann eine wichtige Aufgabe als Impulsgeber erfüllen. Das Modell der Selbstausbeutung – und manchmal auch Fremdausbeutung à la Huffington Post – darf nicht die Zukunft des Journalismus sein.“ Der DJV in Nordrhein-Westfalen sei bereit, einen Anteil am Gelingen der Stiftung zu tragen – im Rahmen seiner Möglichkeiten und nach Entscheidung der zuständigen Gremien. Noch wisse man schließlich nicht genau, so Stach, wie die Stiftung letztlich tatsächlich ausgestaltet sein wird.

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