DW-Mitarbeiter demonstrierten in Bonn
Für den Erhalt der Sprachvielfalt im Sender und ihrer Arbeitsplätze
Bunt ging es zu: Mit den Sprachen, die die Deutsche Welle spricht, plakatierten die DW-Mitarbeiter ihren Protest. Foto: Daniel Scheschkewitz
Rund 350 Mitarbeiter der Deutschen Welle (DW) haben heute in Bonn für eine ausreichende Finanzausstattung und den Erhalt der Sprachenvielfalt im deutschen Auslandsrundfunk demonstriert.Redner von Gewerkschaften und aus der Politik sicherten den Mitarbeitern des Auslandssenders während einer Kundgebung auf dem Bonner Münsterplatz ihre Unterstützung zu. Sie begrüßten die Ankündigung aus Kreisen der Bundesregierung, dem Sender bis 2017 jährlich 12 Millionen Euro zusätzlich zur Verfügung zu stellen.Gegenwärtig sendet die Deutsche Welle mit einem Etat von 272 Millionen Euro in 30 Radio- und Online-Sprachen und vier linearen TV-Programmen (darunter auch Deutsch) publizistische Inhalte in alle Welt. DW-Intendant Peter Limbourg möchte den Sender strategisch neu positionieren und setzt dabei vor allem auf ein englischsprachiges Nachrichtenprogramm. Wolfgang Uellenberg-van Dawen, Vertreter der Gewerkschaften im DW-Rundfunkrat, erklärte dazu, dass die Gewerkschaften eine Reduktion der DW auf einen englischen Nachrichtenkanal nicht zulassen wollen. "Wir wehren uns dagegen, dass die Redaktionen immer weiter ausgedünnt werden. Wir wehren uns gegen den Personalabbau in der Technik, in der Administration."Auf die Straße getrieben wurden die Mitarbeiter durch Sparpläne, die eine Streichung von drei der vier TV-Programme ins Auge gefasst hatten sowie den Abbau eines Drittels der 30 Online- und Radioprogramme. Auf bunten Sprach-Plakaten in Deutsch und der jeweiligen Landessprache machten die DW-Mitarbeiter auf den publizistischen Wert ihrer Angebote aufmerksam, die seit Jahren unter erheblichen Sparzwängen leiden.Zahlreiche Redner verwiesen auf den Mehrwert dieser Angebote für Deutschland und die ganze Welt. DJV-Bundesgeschäftsführer Kajo Döhring erklärte: "Wo in der Welt Zensur und erzwungene Monopole an der Tagesordnung sind, muss die DW das Menschenrecht auf Informations- und Meinungsfreiheit sichern helfen! Dazu muss sie alle Menschen erreichen und eben viele Sprachen sprechen!" Seine Unterstützung für die Sprachenvielfalt der DW brachte auch der Bonner SPD-Bundestagsabgeordnete Ulrich Kelber zum Ausdruck. Er stellte weitere Mittel aus dem Bundeshaushalt in Aussicht - für den Fall, dass die DW-Leitung ein schlüssiges Gesamtkonzept für den deutschen Auslandsrundfunk vorlegt, welches "unter Einbeziehung der Mitarbeiter entwickelt werden müsste".Deutliche Kritik an der künftigen Fokussierung der DW auf einen englischen Nachrichtenkanal übte die Bundestagsabgeordnete und medienpolitische Sprecherin der Grünen, Tabea Rössner. Für eine erfolgreiche Konkurrenzperspektive der DW zu den anglophonen Programmen von BBC, CNN und Al Jazeera kenne sie keine belastbaren Zahlen. Stattdessen sollte "die Deutsche Welle ihr Geld in eine regionale, den jeweiligen Medienmärkten angepasste Berichterstattung in Dutzenden Muttersprachen stecken, so den Wettbewerb anführen und international Erfolgsgeschichte schreiben".Zu den Klängen lateinamerikanischer Musik und des vielstimmigen DW-Chores ließen die Mitarbeiter am Schluss der Protestaktion 300 Luftballons in den Bonner Himmel steigen. Einen Ballon für jeden bisher schon beendeten oder eingeschränkten Vertrag mit einem Mitarbeiter des Senders - in der großen Hoffnung, dass dieser Personalabbau nun endlich gestoppt wird.Daniel Scheschkewitz
Solidaritätsbekundungen
DRadio KulturLiebe Kolleginnen und Kollegen,die DJV-Betriebsgruppe im Deutschlandradio Kultur schließt sich Eurem Protest gegen die Einschnitte bei der Programmvielfalt und dem Abbau von Arbeitsplätzen bei der Deutschen Welle an. Auch wir fordern die Verantwortlichen auf, ausreichend Mittel zur Verfügung zu stellen, damit die andauernde Unterfinanzierung der DW ein Ende findet. Die Deutsche Welle hat sich über Jahrzehnte mit großem Erfolg weltweit als Auslandsrundfunk der Bundesrepublik Deutschland einen Namen gemacht – das darf nicht durch eine rücksichtslose Sparpolitik zerstört werden. Wir hoffen, dass Euer Kampf erfolgreich ist!Für die DJV-Betriebsgruppe im Deutschlandradio KulturMargarete Wohlan, Matthias Thiel und Martin SteinhageDJV SaarlandLiebe Kolleginnen und Kollegen bei der Deutschen Welle,viele von uns werden heute im Geiste mit Euch durch Bonn ziehen und für Vielfalt im Programm demonstrieren und dafür, dass es endlich eine solide finanzielle Basis dafür gibt, dass die DW ihren Programmauftrag erfüllen kann. Viele von uns werden auch im Herzen bei Euch sein, denn wir hier im Saarland wissen, wie es ist, wenn Schmalhans vom Küchenmeister zum Programmgestalter umschulen will. Wir wünschen Euch einen starken Rücken, breite Unterstützung und viel Glück!SJV-Vorsitzende Ulli WagnerDJV-Landesverband SaarEuropäische Journalisten FöderationDie Europäische Journalisten Föderation (EJF), die Journalisten und Journalistinnen in 39 Ländern in Europa vertritt, unterstützt die Mitarbeiter der Deutschen Welle heute in ihrer Protestaktion gegen Unterfinanzierung und Sparpläne der Deutschen Welle. Überall in Europa wird an der falschen Stelle gespart und Medienpluralismus, Demokratie und die Vielfalt sind in Gefahr. Wir bekunden unsere volle Solidarität mit den Mitarbeitern der DW und unterstützen die heutige Protestaktion der Initiative des "Gewerkschaftlichen Aktionskreises DW”, bei dem unsere Mitgliedsorganisationen in Deutschland DJV und dju in ver.di mitmachen.- Für eine aufgabengerechte Finanzierung der DW und gegen weiteren Personalabbau.- Für den Erhalt der Sprachenvielfalt und der deutschsprachigen Angebote.- Für ein breites multimediales Angebot einschließlich linearer TV-Angebote.In Solidarität,General Sekretär Ricardo GutierrezDirektorin Renate Schroeder