Der DJV-NRW trauert um Stephan Conrad
Glückauf, Kumpel!
Stephan Conrad ist tot. Der Journalist, Pressesprecher und aktive DJV-Kollege starb am 3. September im Alter von 63 Jahren nach schwerer Krankheit.
Kennengelernt haben wir uns irgendwann in den Neunzigern. Da war er Chefredakteur des jungen Senders Antenne Ruhr. Sicher: Ungewöhnlich für einen diplomierten Sozialwissenschaftler. Aber Leichtigkeit mit Tiefgang zu verbinden, das war eine seiner vielen Stärken. Schon als junger Radio-Mann wurde er Betriebsrat, engagierte sich im Fachausschuss Lokalfunk des DJV, so wie später im FA Presse- und Öffentlichkeitsarbeit.
Vom Lokalfunk wechselte Stephan Conrad 2005 zum RAG Konzern. Mehr als 18 Jahre war er Pressesprecher der RAG Montan Immobilien mit Arbeitsplatz auf Zollverein. Von hier hat er aus tiefster Überzeugung kommuniziert, welche Schönheit Industriekultur bietet und wie sehr seine, unsere Heimat im Strukturwandel vorangekommen ist. Dabei schöpfte er aus einem grandiosen Fachwissen und hatte einen sehr klaren Blick dafür, was notwendig ist, damit das Ruhrgebiet wieder nach vorne kommt.
Denn Stephan war durch und durch Ruhrgebietsmensch: die Heimat im Hals, das Herz am rechten Fleck. Herrlich, wenn er in schwierigen Situationen noch ein bisschen tiefer ins Ruhrpott-Platt verfiel, um die Sache zu entspannen. Dann sprach er Tacheles – und diese ehrliche, aufrichtige Art ist es gewesen, die viele Pressekollegen an ihm so sehr geschätzt haben. Wer von Stephan informiert wurde, konnte sich auf ihn verlassen.
Das gute Miteinander zwischen Öffentlichkeitsarbeit und Redaktionen war ihm stets wichtig - deshalb hat Stephan Conrad den Presse.Dialog.Ruhr für den DJV-NRW initiiert, den wir beide etliche Male zusammen moderierten. Zuletzt im März, als er schon sichtlich gezeichnet von der Krankheit war, aber immer noch voller Zuversicht.
Anderthalb Jahre hat er tapfer gegen ein Lymphom gekämpft und nie seinen Optimismus verloren: „Voll Power gegen Mr. Krebs“ war seine Devise. Er hat seine Krankheit öffentlich gemacht, auf Facebook und WhatsApp berichtet, hat uns teilhaben lassen. Das war manchmal verstörend offen, aber immer eindringlich und persönlich. Und ich glaube, aus diesem öffentlichen Kampf um sein Leben und den vielen, vielen positiven Reaktionen hat Stephan Kraft geschöpft.
Am Ende war der Krebs - eine tückische, kaum erforschte Art - doch stärker. Seine Frau Bettina und sein Sohn haben ihm den Wunsch erfüllt, die letzte Phase seines Lebens wohlbehütet in seinem Häuschen in Gladbeck zu verbringen.
In einem bewegenden Video hatte er sich im August auf unbestimmte Zeit verabschiedet. Es sind dann nur noch zwei Wochen geworden. In seinem Abschiedsgruß zitiert Stephan seinen Lieblingsspruch von Hape Kerkeling: „Ich nehm‘ gern noch’n Eierlikörchen. Dat Leben muss doch irgendwie weitergehn.“
In dem Sinne: Wir trinken einen auf Dich, Kumpel. Glückauf.
Stefan Prott