Großer Branchentreff der Journalist*innen geht in Dortmund zu Ende
Journalismus ist auf dem Weg in die Zukunft
Foto: David Schraven, Prof. Dr. Marlis Prinzing und Brigitte Fehrle diskutieren über die Fehlerkultur in Redaktionen nach Relotius.
Einer der größten deutschen Journalistentage ist mit mehr als 500 Teilnehmer*innen in Dortmund zu Ende gegangen. Thema war die Zukunft des Journalismus – jetzt oder nie. „Journalist*innen leben für ihren Beruf, das hat mir die Leidenschaft und Energie der Kolleginnen und Kollegen in den Diskussionen heute gezeigt, wir sind auf einem guten Weg in die Zukunft“, resümiert Frank Stach, Landesvorsitzender des DJV-NRW.Viele junge Teilnehmer*innen, eine übervolle Aula zum Impulsthema „Europa braucht den Journalismus“, volle Workshops und Foren prägten das Bild in der Sparkassenakademie am Phoenix See in Dortmund. Besonders handfeste Tipps kamen gut an, wie Online-Storytelling und Umgang mit Hass im Netz. Das empathische Impulsreferat von Renate Schroeder, Direktorin der Europäischen Journalisten-Föderation, inspirierte die Teilnehmer*innen, nicht nur mit Best-Practice Beispielen aus ganz Europa. Dabei diskutierten die Journalist*innen durchaus selbstkritisch. Beim Thema „Fehlerkultur in den Redaktionen“ war sich das Panel mit Brigitte Fehrle (Mitglied der Spiegel-Kommission zum Fall Relotius), Prof. Dr. Marlis Prinzing und David Schraven (Correctiv) einig, dass eine Qualitätssicherung in den Redaktionen selbstverständlich sein sollte. Sie plädierten dafür, die Entstehung von Geschichten transparent zu machen. Dies sei ein wichtiges Instrument, um Vertrauen wiederherzustellen. Auch in diesem Jahr waren „Algorithmen“ wieder ein Schwerpunkt: Andreas Grün vom ZDF und Thomas Laufersweiler von ard.de diskutierten, wie Algorithmen Content ausspielen. Auf dem „Markt der Möglichkeiten“ präsentierten unter anderen der WDR, das ZDF und die Emschergenossenschaft die Möglichkeiten von VR und Augmented Reality.Zum Radio der Zukunft diskutierten Berthold Blesenkemper, Michael Mennicken, Matthias J. Milberg moderiert von Sascha Fobbe, ehemalige Lokalfunkerin. „Man merkt, dass das Thema die Radio- und Rundfunkjournalisten umtreibt, eine Lösung müssen aber die Arbeitgeber finden“, resümierte Fobbe die Diskussionsrunde. Junge Leute nutzten inzwischen Audio wie Fernsehzuschauer Netflix, dann wenn sie Zeit und Lust dazu hätten. Darauf müsse man mit neuen Konzepten reagieren.Kurz nach dem Urteil des Verwaltungsgerichtes gegen die Stadt Dortmund war auch das Thema „Von der Pressestelle zum Newsdesk“ hochaktuell. Ersetzen Newsdesks weggebrochene Teile des Lokaljournalismus? Fazit des Podiums war, dass Redaktionen die Pressearbeit von Pressestellen brauchen und Pressestellen Journalist*innen in den Medien. Matthias Langrock von den Ruhr Nachrichten sagt dazu: „Wir schauen inzwischen auf mehr als 20 Kanäle, um zu sehen, was passiert oder wir anknüpfen können. Von Pressestellen erwarten wir grundsätzlich schnelle Reaktionen auf unsere Anfragen.“ Thomas Sprenger von der Stadt Bochum sagt:“ Wir müssen als Stadt dafür sorgen, dass wir auf sämtlichen Kanälen vorkommen. Nach einem Bericht sei das Thema in den klassischen Medien meist durch, die Medienarbeit der Stadt müsse aber kontinuierlich in den eigenen Kanälen weiter verfolgt werden.“Der Deutsche Journalisten-Verband ist mit 35.000 Mitgliedern die größte deutsche Journalistengewerkschaft, die sich auch als Berufsverband für die Interessen seiner Mitglieder engagiert. Der Verband wurde 1949 gegründet. Der Journalistentag findet jährlich im November statt und ist mit 500 Teilnehmer*innen eine der größten journalistischen Branchentreffs Deutschlands.Fotos: Udo GeislerKontakt: Beate Krämer, Tel. 0211 23399-200, mobil 0172 1451840