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Warnstreiks an Tageszeitungen

Mehr als 140 Redakteur*innen bei Kundgebungen

22.05.2018

Mehr als 60 Tageszeitungsredakteur*innen sind dem Aufruf des DJV-NRW und der DJU in ver.di gefolgt und haben an einer gemeinsamen Demonstration in Unna teilgenommen. Etwa 80 Kolleg*innen waren bei einer Warnstreik-Versammlung in Bielefeld dabei. Mit den Aktionen wollen die Gewerkschaften den Druck auf die Arbeitgeber in den laufenden Tarifverhandlungen an Tageszeitungen erhöhen. „Viele Kolleginnen und Kollegen sind gerade im Urlaub, deshalb hatten wir damit gerechnet, dass nicht ganz so viele wie sonst mitmachen. Die Redaktionen sind dünn besetzt, da wirkt sich ein Warnstreik aber auch massiver aus“, sagt DJV-NRW-Landesvorsitzender Frank Stach. „Wir sind mit der Teilnehmerzahl sehr zufrieden.“

 

In Unna zogen die Demonstrierenden von der Lindenbrauerei zum Verlagsgebäude des Hellweger Anzeigers. Mehrere Redner wandten sich vor dem Verlagsgebäude und zum Abschluss der Demo in der Lindenbrauerei an die Streikenden. Cornelia Merkel, Redakteurin beim Iserlohner Kreisanzeiger und Mitglied in der Tarifkommission, warnte die Verleger: „Wer am Journalisten spart, spart am Leser!“ Horst Röper vom Formatt-Institut stellte klar: „Wertschätzung werden wir von den Verlegern nicht mehr erfahren, sie sind heute keine Verleger mehr, sondern Kaufleute!“

 

Marianne Schwarzer, Redakteurin bei der Lippischen Landes-Zeitung in Ostwestfalen, kritisierte die Arbeitgeber: „Wir formen ihre Kernmarke für eine starke Tageszeitung, sie sehen in uns aber nur einen Kostenfaktor. In Zeiten von Lügenpresse-Vorwürfen sollten sie eigentlich den Schulterschluss mit uns üben!“ Schwarzer übernahm in Unna den Streik-Staffelstab - die Tageszeitungsredakteur*innen in Rheinland, Ruhrgebiet und Sauerland haben von Freitag bis heute gestreikt, ab heute sind die Kolleg*innen in Ostwestfalen im Ausstand.

 

Die ostwestfälischen Tageszeitungsredakteur*innen trafen sich gleichzeitig zu einer Streikversammlung in Bielefeld. Dort informierte ver.di-Verhandlungsführer Matthias von Fintel über den aktuellen Verhandlungsstand. Die Streikenden machten deutlich, dass sie nicht klein beigeben werden, sondern auf einer angemessenen Gehaltserhöhung bestehen. Für sie sind die Forderungen und Angebote des Bundesverbands Deutscher Zeitungsverleger (BDZV) Zumutungen. „Das ist schon schwierig, bei diesen Frechheiten bei den Verhandlungen ruhig zu bleiben", sagte etwa Detlef Serowy von der Streikleitung in Ostwestfalen. Die Redakteur*innen an Tageszeitungen in Ostwestfalen sind bis morgen (Mittwoch, 23.5.) einschließlich zum Warnstreik aufgerufen.

 

Auch in anderen Bundesländern laufen noch Warnstreiks, um dem BDZV deutlich zu machen, dass die Journalist*innen sich nicht mit einer Gehaltssteigerung unter der Inflationsrate zufrieden geben. Im April waren die Verhandlungen unterbrochen worden, weil für die Gewerkschaften die Angebote des BDZV nicht hinnehmbar waren.

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