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Medienforum NRW 2016

Ministerpräsidentin Kraft will Netzkodex entwickeln

07.06.2016

Eröffnungspanel beim Medienforum, u.a. mit WDR-Intendant Tom Buhrow und Unitymedia-Chef Lutz Schüler. Foto: Silke Bender

#mefo16-Eröffnungspanel, u.a. mit WDR-Intendant Tom Buhrow und Unitymedia-Chef Lutz Schüler. Foto: Silke Bender

In der Koelnmesse startete heute, 7. Juni 2016, das dreitägige Medienforum NRW, und zwar wie bereits im Vorjahr gemeinsam mit der ANGA COM, einer Fachmesse für Breitband, Kabel und Satellit. Eröffnet wurden beide Kongresse von NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft.Hasskommentare im Netz, Pressefreiheit und Medienvielfalt - das waren die wichtigsten Themen, die Ministerpräsidentin Kraft heute in ihrer Eröffnungsrede ansprach. Um der Verrohung im Netz entgegen zu wirken, will die Landesregierung zusammen mit Journalistenverbänden wie dem DJV und anderen gesellschaftlich relevanten Gruppen einen Netzkodex entwickeln, der auch in "konkretes Handeln" münden soll.Kraft verwies auf die Bedeutung der professionellen Medien für den Zusammenhalt in der Gesellschaft: Verlässlicher Journalismus sei so wichtig wie Strom, Wasser oder Breitband. Kraft verurteilte den Begriff "Lügenpresse", die Arbeit der Journalistinnen und Journalisten verdiene vielmehr Respekt und Anerkennung.Ein medienpolitisches Ziel der NRW-Landesregierung ist der Erhalt der Medienvielfalt. Dafür sei ein "Level Playing Field" wichtig, sprich: Für alle Akteure müssten die selben Regeln gelten, nicht nur auf NRW-Ebene, sondern auch auf europäischer Ebene. Dafür wolle sie sich einsetzen, so die Landeschefin, und auch eine Roadmap zur Medienvielfalt 4.0 entwickeln. Vorschläge seien jetzt schon willkommen, auch hier sollen die Akteure eingebunden werden. Um auch bei der Infrastruktur zum Motto des Kongresses - "Next Level" - zu kommen, versprach Hannelore Kraft, dass bis 2018 überall in NRW Breitband mit 50 MBit zur Verfügung stehen werde. In Gewerbegebieten soll das Netz noch schneller werden.

Eröffnungsdialog mit RTL und Vodafone

Im anschließenden Eröffnungsdialog bekräftigte Dr. Hannes Ametsreiter von Vodafone die Bedeutung des Netzausbaus in Deutschland. Alle 18 Monate verdoppele sich das genutzte Datenvolumen. RTL-Chefin Anke Schäferkordt drückte erneut ihr Unverständnis über die Regulierung des Marktes von Seiten der Politik aus. Die Regulierung richte sich nicht nach den Endgeräten, sondern nach den Absendern, so dass TV-Sender strengeren Auflagen unterlägen als Online-Anbieter.

Eröffnungspanel ist sich in Rolle von klassischem TV einig

Die anschließende Eröffnungsdiskussion kreiste um die Themen lineares/nichtlineares Fernsehen, Netzausbau und TV-Plattformen. Der Meinungsaustausch verlief mehr als friedlich – wie ProSiebenSat.1-Vorstand Conrad Albert mitten im Gespräch leicht verwundert auffiel. Vielleicht weil im Prinzip alle in der Runde die Auffassung vertraten, dass das klassische Fernsehen erfolgreich bleiben wird. Albert zählte seinen hauseigenen TV-Hit "Germany’s Next Topmodel" dazu und bezeichnete das lineare TV als "gutes altes Lagerfeuer". Natürlich sei man auch mit vielen kleinen Fackeln vom Lagerfeuer losgezogen; zusammen erziele man mit linearen und nichtlinearen Angeboten eine phänomenale Reichweite. Albert sagte aber ganz klar: "Kabel wird für uns relevant bleiben, die herkömmlichen Verbreitungswege sind nach wie vor notwendig."WDR-Intendant Tom Buhrow formulierte noch spitzer: "Lineares Fernsehen ist nach wie vor King!" Abrufzahlen von direkt ins Netz gestellten Produktionen seien nach den Erfahrungen des WDR nicht "der Megahit". Erschwerend käme hinzu, dass der öffentlich-rechtliche Sender für „net only“ nicht experimentieren könne. Bei dem für die sozialen Netzwerke konzipierten Projekt "Kurvenklänge", bei dem das Rundfunkorchester in den Stadien gemeinsam mit den Fans die Vereinshymnen einspielte, musste erst der klassische TV-Beitrag gemacht werden, um weitere Extras im Netz folgen lassen zu können.Einvernehmen signalisierte die sechsköpfige Talkrunde um Spiegel-Online-Moderator Dr. Christian Stöcker auch bei der Frage, wie viel Bandbreite ein Haushalt wohl im Jahr 2019 benötigt. "Das, was technologisch möglich ist, wird auch genutzt", brachte es Unitymedia-Mann Lutz Schüler auf den Punkt. "Es wird zu mehr Bandbreitennachfrage kommen", ist sich auch Michael Hagspihl, Telekom Deutschland, sicher. "Ich versichere Ihnen: Wir wollen die Mobilfunkversorgung weiter vorantreiben."||sax/SB
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