Funke-/Springer-Deal
Neue Kartellamtsverfahren verlängern wohl die Wartezeit
Das hatten sich die Medienkonzerne Funke und Springer offensichtlich einfacher vorgestellt: Die Kartellwächter sehen die Übernahme großer Teile der Springer-Printgeschäfts durch die Essener keineswegs als Kleinigkeit. Unter anderem könnte sich der Kauf der Programmzeitschriften als problematisch erweisen, weil „weil die neue Einheit deutlich mehr Marktmacht hätte.Damit nicht das ganze Geschäft platzt oder ewig geprüft und mit gravierenden Auflagen belegt wird, haben sich die beiden Großverlage nun entschieden, das Kartellverfahren in vier kleinere Häppchen zu splitten. Der bisherige Antrag wurde am 18. November nach Rücksprache mit den Wettbewerbshütern "aus formalen Gründen zurückgezogen", wie die Funk-Gruppe meldet. Das kartellrechtliche Genehmigungsverfahren werden in vier Einzelpakete aufgeteilt, die neuen Anträge sollen "unverzüglich beim Bundeskartellamt eingereicht werden". Der Gesamtumfang der geplanten Transaktion bleibe dabei unverändert.
Die vier Einzelbereiche sind nun:
- Regionalzeitungen und Frauenzeitschriften,
- Programmzeitschriften,
- Gemeinschaftsunternehmen Vertrieb
- Gemeinschaftsunternehmen Vermarktung.
Mit einer ersten Entscheidung rechnet die Gruppe nach eigenem Bekunden noch in diesem Jahr, "mit den übrigen Entscheidungen im nächsten Jahr". Der Vollzug der Vereinbarungen werde weiterhin im Frühjahr 2014 erwartet.
Im Oktober hatte das Kartellamt angekündigt, dass es ein sogenanntes Hauptverfahren einleiten werde. Im Interview mit der Süddeutschen Zeitung erklärte Behördenchef Andreas Mundt, die Genehmigung der Übernahme sei "kein Selbstläufer". Man werde die "intensiv prüfen", denn die Übernahme betreffe eine Vielzahl von Märkten, "darunter einige, die man sich aus Wettbewerbssicht sehr genau ansehen muss", sagte Mundt. Neben den Märkten für Programmzeitschriften nannte er auch den Markt für überregionale Anzeigen in Zeitungen und verschiedene regionale Anzeigenmärkte als Bereiche, mit denen sich das Amt " intensiver befassen" müsse.
In der jüngsten umfangreichen Freitagsmail an die Beschäftigten der Funke-Gruppe, die ein Nutzer am Wochenende bei Medienmoral gepostet hat, gibt es nur einen zarten Hinweis auf das Kartellamtsverfahren: "Wir sind jetzt mit angezogener Handbremse unterwegs. Denn alle Aktivitäten mit Springer stehen ja noch unter dem Vorbehalt des Kartellamtes", heißt es darin.
Die regelmäßige Botschaft nach innen kommt ja seit einer Weile, nachdem die Funke-Gruppe ihre Belegschaft lange Zeit vorzugsweise per Interview über Management-Entscheidungen informiert wurde. Den neuen kommunikativeren Umgang will man auch gegenüber den künftigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern etablieren. Das zeigt ein Schreiben der Funke-Geschäftsführer, das newsroom vor einigen Tagen dokumentierte.
Hauptbotschaft: Wir freuen uns auf Sie und haben Verständnis für Ihre Sorgen. Allerdings: Wo die Redakteurinnen und Redakteure speziell der Zeitschriftentitel künftig arbeiten werden, wisse man noch nicht. Denn die Standort-Frage könne erst in Arbeitsgruppen geklärt werden, wenn die Zustimmung des Kartellamts vorliege. Kann also gut sein, dass die betroffenen Kolleginnen und Kollegen bei Springer noch eine ganze Weile in der Warteschliefe hängen.