WDR
Rundfunkrat genehmigt Programmreformen
In seiner Sitzung vom 23. September hat der WDR-Rundfunkrat die Programmreformen für Hörfunk und Fernsehen genehmigt, die zum 1. Januar 2016 umgesetzt werden sollen. Die Entscheidungen für die Pläne von Hörfunkdirektorin Valerie Weber und Fernsehdirektor Jörg Schönenborn fielen mit breiter Mehrheit. Die Vorsitzende des Rundfunkrats, Ruth Hieronymi, begründete den Beschluss damit, dass „die Programmreformen einen geeigneten Rahmen schaffen, um den öffentlich-rechtlichen Programmauftrag auch künftig zu erfüllen und möglichst weiter zu schärfen“ (siehe Mitteilung des WDR).Die Mitarbeiter des WDR werden die Entscheidung des Rundfunkrats aufmerksam verfolgt haben. Vor allem die Freien unter ihnen bekommen die Konsequenzen von eingestellten oder umstrukturierten Sendungen zu spüren – in Form von Auftrags- und somit Honorarverlusten. Die Reformbestrebungen gingen daher bereits im Vorfeld keineswegs geräuschlos über die Bühne: Im Februar dieses Jahres berichteten wir über Irritationen unter den Mitarbeitern aufgrund der Reorganisation der Hörfunkwellen (siehe unsere Meldung). Lautes Knirschen im Getriebe konnte man auch im Fernsehbereich vernehmen: In einem Offenen Brief richteten 90 Wissenschaftsjournalisten im Juni ihre Sorgen an Intendant Buhrow (siehe unsere Meldung). Ebenfalls im Juni öffentlich in Sorge: die Autoren und Mitarbeiter des Magazins „Hier und Heute“, die das Ende einer Ära nach 58 Jahren befürchteten.Einige der Befürchtungen dürften sich nun als begründet erwiesen haben. Der Rundfunkrat hat z.B. grünes Licht dafür gegeben, dass aus der bisher täglichen 15-Minuten-Reportage „Hier und Heute“ ein 30-Minüter am Montagabend wird. Das Gremium spricht von „intensiven Beratungen im zuständigen Programmausschuss“, dabei scheinen die Argumente des Hauses überzeugt zu haben: Mit „längeren hintergründigen Reportagen aus NRW“ will der WDR eine höhere Publikumsakzeptanz erreichen.Ob das tatsächlich der einzige Grund ist? Der DJV-NRW wird genau darauf schauen, ob bei allen diesen Veränderungen nicht doch das Sparen Priorität für den Sender hat. Und gespart wird leider eben oft auf Kosten der festen und freien Mitarbeiter – mit Auswirkungen auf die Qualität.In ausführlichen Stellungnahmen geht der Rundfunkrat auf die Reformen im Radio- und Fernseh-Programm ein:Im Hörfunk unterstützt das Gremium die Schärfung von Markenkernen und die stärkere Unterscheidung der Wellen. Ausdrücklich lobt der Rundfunkrat die künftige tägliche Hörspielstrecke auf WDR 3, auch wenn dafür die „Resonanzen“ gekürzt werden. Immerhin wird dafür das neue Format „Resonanzen am Mittag“ eingeführt. Hingegen bedauert er die deutliche Reduzierung der literarisch-musikalischen Sendung „SpielArt“: Aus Kostengründen läuft sie demnächst statt wöchentlich nur noch einmal im Monat. Auch die ausschließliche DAB- und Internet-Livestream-Ausstrahlung der bekannten Kindersendung „Bärenbude“ stößt auf Kritik: Das Gremium bittet den Sender, nach einer Alternative und einem entsprechend prominenten Platz zu suchen. Wichtig ist ihm die Wissenschaftsberichterstattung: Der Rundfunkrat begrüßt die Ausweitung der Programmstrecke Wissenschaft durch ein neues zweistündiges Format, das auf dem bisherigen Wissenschaftsmagazin „Leonardo“ basiert.Im Fernsehen unterstützt der Rundfunkrat das Ziel des WDR, Inhalte und Formate stärker auf die Generation der 35- bis 55-Jährigen auszurichten. Begrüßt wird ferner die Stärkung tagesaktueller NRW-Themen inklusive landespolitischer Berichterstattung. Auch wenn er es letztlich mit großer Mehrheit mitträgt, bedauert der Rundfunkrat das Aus für den „WestART-Talk“ am Sonntagvormittag – auch dies aus Kostengründen – und die Einstellung von „Cosmo TV“. Den Ansatz des Senders kann er aber nach eigenen Angaben nachvollziehen: Der WDR will das Thema Integration als Querschnittsaufgabe angehen und hat dazu ein Papier zur Neuausrichtung und Stärkung der Integrationsberichterstattung erstellt. Die Arbeit der bisherigen „CosmoTV“-Redaktion soll „mit Hilfe eines crossmedialen Kompetenzzentrums“ (zumindest in Teilen) erhalten bleiben.In den kommenden Monaten muss die neue Programmstruktur nun mit Inhalten gefüllt werden. Was dabei herauskommen wird, dürfte entscheidend davon abhängen, wie viel Geld dafür zur Verfügung steht. Das, so machte Jörg Schönenborn sehr deutlich, hängt auch von der KEF (Kommission zu Ermittlung des Finanzbedarfs der Rundfunkanstalten) ab. Das ist sicher richtig, aber nur ein Teil der Geschichte. Aus Sicht des DJV-NRW stellt sich auch die Frage, wie der Sender seine Mittel einsetzen will, wie viel er für das Programm ausgegeben will.Auch der Rundfunkrat will sich die Umsetzung anschauen. Er erwartet regelmäßige Informationen über die Ergebnisse der angekündigten Evaluierung. Intendant Tom Buhrow zeigte sich naturgemäß zufrieden: „Zwei solch weit reichende Programmreformen hat es im WDR lange nicht gegeben“, erklärte er. „Die beiden Programmdirektoren haben nun klare Strukturen geschaffen, die den Fernsehzuschauern und Radiohörern die Orientierung in den WDR-Programmen erleichtern.“