Lokalfunk
Sendestille nicht länger hinnehmbar
Die Gewerkschaften DJV und ver.di haben heute in einem Offenen Brief an die Arbeitgeber im NRW-Lokalfunk die Rücknahme der Kündigung des Manteltarifvertrags (MTV) gefordert – und ein Ende der Hinhaltetaktik. Seit Monaten geben die Arbeitgeber weder Gründe für die Kündigung an, noch stellen sie Forderungen. Diese Sendestille ist nicht länger hinnehmbar!Der Unmut in den Lokalfunkredaktionen wächst, und die Mitarbeiter fühlen sich zu Recht weder ernst genommen noch wertgeschätzt. Deshalb haben DJV und ver.di in ihrem Offenen Brief deutlich gemacht, dass die Aufkündigung des bislang im MTV gelebten Grundkonsens nicht akzeptabel ist. Sie haben die Arbeitgeber erneut aufgefordert, ernsthaft und ohne weitere Rituale in längst vereinbarte Gespräche einzusteigen.Für die Beschäftigten und die Gewerkschaften kam die Kündigung des MTV überraschend: direkt nach Abschluss des Gehaltstarifvertrags (GTV). Dabei hatten sich zu dem Zeitpunkt beide Seiten auf eine gemeinsame Arbeitsgruppe verständigt, um Strukturfragen des MTV, des GTV und Fragen der Altersversorgung zu diskutieren. Die Ergebnisse aus diesen Gesprächen sollten den Tarifvertragsparteien als Empfehlungen unterbreitet werden.Der DJV-NRW rät weiterhin allen Lokalfunk-Mitarbeitern, keine Vertragsänderungen zu unterzeichnen. Mitglieder, die von ihrem Arbeitgeber dazu aufgefordert werden, sollten sich unbedingt sofort in der DJV-NRW-Geschäftsstelle melden.Hier der Text des Offenen Briefes:Sehr geehrte Herren,am 20. Juni 2012 haben Sie den Manteltarifvertrag aufgekündigt. Seitdem haben wir Sie mehrfach zu Verhandlungen aufgefordert und nach Ihren Forderungen gefragt. Eine Antwort haben wir bis heute nicht bekommen.Der Manteltarifvertrag, der u.a. Arbeitszeiten, Zeitzuschläge und Urlaubs- und Weihnachtsgeld regelt, wurde von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Lokalfunksender 1993 in mehrwöchigen Streiks hart erkämpft. Er bildet die Grundlage für das Erfolgsmodell Lokalfunk. Nur wenn alle – Veranstaltergemeinschaften, Betriebsgesellschaften, Chefredakteure und Mitarbeiter – sich gemeinsam für ein erfolgreiches und journalistisch gutes Produkt stark machen, wird dies auch so bleiben. Dazu gehört die Sicherung grundlegender Arbeitsbedingungen wie sie der Manteltarifvertrag bietet. Dies ist letztlich auch ein Ausdruck der Wertschätzung für die geleistete Arbeit.Bei allen Konflikten in der Vergangenheit ist der Manteltarifvertrag von Ihrer Seite nie in Frage gestellt worden. Dass dieser Grundkonsens nun von Ihnen aufgekündigt wurde, können und werden wir nicht akzeptieren. Völlig unverständlich ist zudem, dass Sie das ausgerechnet tun, nachdem wir auf Ihren Wunsch hin offene Gespräche „jenseits der Rituale“ über unsere Forderungen nach besserer Altersvorsorge und weiteren Berufsjahrstaffeln vereinbart haben – beides übrigens Themen, die im Gehaltstarifvertrag geregelt sind.Die Beschäftigten im NRW-Lokalfunk sind darüber empört, dass Sie den Manteltarifvertrag überhaupt gekündigt haben. Mit Ihrer alt bekannten Verzögerungstaktik schüren Sie weiteren Unmut in den Redaktionen. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter fühlen sich von Ihnen weder ernst genommen noch wert geschätzt.Um weitere Unruhe in den Redaktionen zu vermeiden, was auch nur in Ihrem Sinne sein kann, fordern wir Sie auf, die Kündigung zurück zu nehmen und mit uns ernsthaft und ohne weitere Rituale in die vereinbarten Gespräche über strukturelle Fragen in den Tarifverträgen einzutreten.DJV-NRW und ver.di