Westfälische Rundschau
Solidarität und Sympathie für den WR-Protest
Die Mobilisierung der Unterstützer hat funktioniert: Die beiden Gewerkschaften DJV-NRW und dju sind mit der Resonanz auf ihren Aufruf zum Protestmarsch durch Dortmund mehr als zufrieden. 1.200 Menschen protestierten heute bei Minusgraden mehrere Stunden für die Redakteure der Westfälischen Rundschau und gegen das Schließen der Lokalredaktionen.„Dieser Zuspruch durch Leser, Bürger, Presse und Politiker ist einfach klasse“, freute sich die Geschäftsführerin des DJV-NRW, Dr. Anja Zimmer. Das mache Mut für weitere Aktionen und gebe in dieser katastrophalen Situation vor allem den betroffenen WR-Mitarbeitern enormen Rückhalt. „Der Protest heute zeigt, dass den Menschen ihre Lokalzeitung nicht egal ist und dass sie Qualität und Vielfalt in der Berichterstattung wollen“, so Dr. Zimmer.Der DJV-NRW habe die WAZ-Geschäftsführung immer wieder auf Fehlentwicklungen hingewiesen. „Wir sehen hier das eklatanteste Versagen eine Managements“, sagte der DJV-NRW-Landesvorsitzende Helmut Dahlmann, „auf die Spitze getrieben noch dadurch, dass den Mitarbeitern die sogenannte lokale Offensive als Neuanfang verkauft wurde.“ So könne man mit den Lesern und den Redaktionen nicht umgehen, warnte Dahlmann. Er bekräftigte, dass man weiterhin alle Kräfte mobilisieren und sich nicht geschlagen geben werde.Die Nachricht von der Abwicklung der WR sei auch für sie ein schwerer Schock gewesen: Mit diesen Worten begrüßte NRW-Medienministerin Angelica Schwall-Düren die Protestler auf dem Alten Markt. „Demokratie braucht vor allem im Lokalen Meinungsvielfalt, insofern ist die Schließung der WR-Redaktionen nicht nur eine unternehmerische Entscheidung“, so Schwall-Düren. Sie appellierte an die gesellschaftliche Verantwortung der WAZ-Gruppe – ebenso wie ihr Kollege, NRW-Arbeitsminister Guntram Schneider. „Es kann nicht sein, dass Zeitungen wie Zitronen oder Blumenkohl auf dem Wochenmarkt gehandelt werden“, rief er der trillerpfeifenden Menge zu, und forderte Vielfalt anstelle von Einfalt.Auf seiner weiten Anreise von Ansbach in Bayern nach Dortmund hatte sich Wolfgang Grebenhof vom DJV-Bundesvorstand im Internet ein Bild über die WR gemacht. Ein anerkanntes Meinungsforum solle nun scheinbar Schnee von gestern sein und zur redaktionellen Instant-Suppe aus der Tüte werden. „Wir haben eine Verlegerkrise – und keine Zeitungskrise“, skandierte Grebenhof, „an Inhalten zu sparen, ist ein absurd falscher Weg.“ Die WAZ-Führung füge der gesamten Branche schweren Schaden zu, sagte Grebenhof. „Kommen Sie zur Vernunft, besinnen Sie sich Ihrer Verantwortung!“, forderte er das Management auf. „Revidieren Sie den Verrat an der WR – wir werden dafür kämpfen.“Bild oben: Die Leser von morgen haben sich schon am Protest beteiligt.
Foto: DJV-NRW/ Anja CordBild unten: Die WAZ-Axt schlägt wieder zu... Foto: DJV-NRW/ Anja Cord