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Lippische Landes-Zeitung schleicht sich aus der verlegerischen Verantwortung

Tarifflucht in Ostwestfalen

27.06.2018

Die Lippische Landeszeitung nimmt Umstrukturierungen zum Anlass, um aus der Tarifbindung zu fliehen. „Wirtschaftliche Gründe können angesichts der immer verantwortungsvollen Tarifabschlüsse dafür nicht ausschlaggebend sein“, so Frank Stach, Vorsitzender des DJV-NRW. Das entlarve das vermeintliche Angebot einer freiwilligen Erhöhung von 1,8 Prozent an die Beschäftigen als Taschenspielertaktik.  Stach erklärt weiter: „Wir fordern die Geschäftsleitung auf, Verantwortung für ihre Mitarbeiter zu übernehmen und nicht durch die Hintertür den Journalismus in Ostwestfalen zu entwerten."

Wie heute im Umfeld einer von der Geschäftsleitung einberufenen Mitarbeiterversammlung bekannt wurde, steigt die Lippische Landes-Zeitung zwar mit dem Lippischen Zeitungverlag nicht aus dem Tarif aus, lässt ihn aber langsam auslaufen. Neuverträge sollen nur noch mit der tariflosen Werbeagentur Giesdorf (WAG) abgeschlossen werden. Auch den angestellten Redakteuren bietet man diese Verträge an. Der Verlag begründet dieses Vorgehen mit zu starren Regelungen des Manteltarifs, die sie im Medienmarkt einschränkten. „Wir als DJV halten das für vorgeschoben. Am Ende geht es mal wieder ums Sparen auf Kosten der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Dabei kann sie niemand zwingen, solche Verträge zu unterschreiben. Das zeigen auch die Erfahrungen aus anderen Betrieben“, so Stach.

Die neuen Verträge sollen aus einem Grundgehalt bestehen und einem Bonus, der an das Erreichen bestimmter Ziele gekoppelt ist. Das Grundgehalt plus Bonus soll etwas mehr betragen als das jetzige Tarifgehalt, allerdings bei einer 40-Stunden-Woche. Darüber hinaus bietet man 20 Tage zusätzlichen Urlaub an, insgesamt also 50 Tage, lässt sich die aber bei Inanspruchnahme bezahlen, 50 Euro pro Tag für die ersten zehn Tage, 150 Euro pro Tag für die nächsten zehn Tage.

Die tariflose Werbeagentur Giesdorf (WAG) existiert schon seit vielen Jahren und hat bisher das Anzeigenblatt "Lippische Neueste Nachrichten" erstellt sowie diverse Magazine wie beispielsweise das "TBV-Echo", "Vita50 Plus" und im Auftrag des Lippischen Heimatbundes die "Lippischen Heimatblätter". Die WAG hat nach Informationen des DJV-NRW außerdem schon vor ein paar Monaten die redaktionelle Produktion der Südostlippe-Seiten der Lippischen Landes-Zeitung übernommen. Damals hieß es noch "befristet bis Oktober", weil die Redaktion gerade sehr viele Krankheitsfälle und Elternzeiten zu verkraften habe. Die bisher in der WAG beschäftigten Mediengestalter werden voraussichtlich in eine neue Werbeagentur in Lemgo wechseln, die die Lippische Landes-Zeitung ab August gemeinsam mit der Lippischen Landes-Brandversicherungsanstalt aufbauen will und in der die bisherige Lemgoer "Medienwerkstatt" aufgehen wird. Der Rest der Werbeagentur Giesdorf wird dann die Firma, in der die Redakteure künftig angestellt werden sollen.

Kontakt: Beate Krämer, Pressereferentin, Tel. 0211 23399-200

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