Medienhaus Aachen bestätigt Veränderungen zum Jahresende
Tarifflucht statt Wertschätzung der Redaktion
Hat das Medienhaus Aachen da nicht etwas vergessen? In einem „Brief an die Leserinnen und Leserinnen“ der Aachener Nachrichten haben Geschäftsleitung und Chefredaktion jetzt wortreich erklärt, warum sie die Aachener Nachrichten – die erste deutsche Nachkriegszeitung – Ende 2022 einstellen und mit der bereits redaktions- und inhaltsgleichen Aachener Zeitung verschmelzen. Dass sich das Medienhaus Aachen zeitgleich endgültig aus der Tarifbindung verabschiedet, lassen die Verfasser unter den Tisch fallen.
„Dabei sollten die Leser:innen auch das erfahren“, sagt Kristian van Bentem, stellvertretender Landesvorsitzender des DJV-NRW im Anschluss an die Sitzung des NRW-Gesamtvorstandes, der sich gestern ausführlich mit diesem Thema befasst hat. „Dass untertarifliche Bezahlung künftig zum Standard beim Medienhaus Aachen werden kann, ist nicht nur ein Zeichen fehlender Wertschätzung für die Mitarbeiter:innen. Es gefährdet in Zeiten zunehmenden Fachkräftemangels langfristig auch die Qualität des Produktes“, betont er.
Der Verlag spare eben nicht nur „in erheblicher Zahl und Menge Druckplatten“ durch die Verschmelzung von zwei Titeln zu einem. Er spare auch auf Kosten seiner Mitarbeiter:innen, indem er die im Haus zumindest zum Teil noch vorhandene Tarifbindung in einem Abwasch mit wegspült. „Was soll man von einer Geschäftsleitung halten, die bei ihren Leser:innen um Vertrauen für die Zusammenlegung der Titel wirbt und ein „ungebrochenes Engagement“ ihrer Redakteur:innen verspricht, aber verschweigt, dass sie diese künftig gegebenenfalls mit Dumpinglöhnen abspeisen können will“, fragt Kristian van Bentem.
Dieser Schritt wird, so zeigt die Erfahrung aus anderen Verlagen, zumindest langfristig nicht ohne Folgen bleiben. „Die Zeitung kann das regionale Leben entscheidend mitgestalten“, stellen die Verlagsoberen in ihrem Brief treffend fest. Und zwar durch „die lokale Verwurzelung, die kritische Analyse, seriös recherchierte Informationen“, für die die Leser:innen bei Aachener Titel zurecht schätzten und schätzen. Das setzt das Medienhaus aufs Spiel, wenn es seine Redaktion unter Wert bezahlt.
Kontakt:
Christian Weihe
Justiziar DJV-NRW
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