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Konsequenzen aus Prüfbericht

WDR: Zeitenwende nach #MeToo

13.09.2018

„Es geht um mehr als #MeToo. Es geht um eine notwendige Zeitenwende in Bezug auf Unternehmenskultur und interne Machtstrukturen. Das ist aus unserer Sicht das wesentliche Ergebnis des Berichts von Dr. Monika Wulf-Mathies“, bewertet Volkmar Kah, Landesgeschäftsführer des DJV-NRW, den gestern vorgelegten Bericht "#MeToo – Die Verantwortung des WDR als Arbeitgeber".

Der DJV NRW begrüßt die klaren Worte und Empfehlungen des 22-seitigen Papieres der ehemaligen Managerin, EU-Kommissarin und Gewerkschaftsvorsitzenden. „Die unabhängige Untersuchung bestätigt unsere schon lange geäußerten Erkenntnisse, dass die Strukturen im WDR aber auch anderen Medienhäusern besondere Risiken in Bezug auf Machtmissbrauch bergen“, so Kah weiter.

So komme die Untersuchung zu dem Schluss, dass  vor allem die dezentralen  „Silo-Strukturen“  im WDR in den einzelnen Direktionen zu Abschottung und Intransparenz führten. Dies fördere  starke, verfestigte Hierarchien, die Machtmissbrauch möglich machen. Außerdem stellt sie fest, dass es keine verbindlichen Vorgaben zur Personalbewertung und für die Vergabe von Stellen gebe – das fördere Erbhöfe und eine einseitige Auswahl. Bei der Auswahl der Führungskräfte spielten charakterliche Eignung, soziale Kompetenz und Managementqualitäten keine Rolle, kritisiert Wulf-Mathies. Ein weiteres Problem: die erhebliche Zahl von befristet  Beschäftigten sowie Auftragnehmern mit unsicheren Einkommensperspektiven.

Machtmissbrauch finde aber auch dort statt, wo fest angestellte Mitarbeiter*innen Aufträge an Freie verteilten, so Wulf-Mathies. Dass insbesondere der Umgang mit freien Mitarbeiter*innen oftmals „sogar ein Minimum an Respekt vermissen“ lasse, bezeichnet Landesgeschäftsführer Volkmar Kah als alarmierend: „Die strukturelle Analyse von Frau Wulf-Mathies trifft leider auch auf andere Medienunternehmen zu. Gleichwohl hat der WDR als öffentlich-rechtliche Einrichtung hier eine besondere Verantwortung.“

Ausdrücklich warnt der DJV-NRW davor, so zu tun als ob es sich um ein Problem aus der Vergangenheit handelt. „Dass es anscheinend erst der Berichte in anderen Medien bedurfte, um im WDR einen Lerneffekt zu erzeugen, spricht für die besondere Bedeutung eines kritischen Journalismus. Für den WDR als Unternehmen und seine aktuelle Führungsriege ist diese Aussage der Gutachterin aber eine deutliche Ohrfeige“, so Volkmar Kah, der selbst Mitglied des WDR-Rundfunkrates ist. Wulf-Mathies konstatiert in ihrem Bericht, dass es bis 2015 kein geregeltes Verfahren zum Umgang mit sexuellem Missbrauch gab und kritisiert, dass die Aufklärung „auch danach eher lückenhaft blieb.“

„Wir fordern die Geschäftsleitung auf, ihrer Verantwortung für den WDR konsequent und nachhaltig gerecht zu werden“, so Kah. Dazu gehören zum einen sehr konkrete Maßnahmen wie die konsequente Umsetzung eines nachvollziehbaren, einheitlichen Personalmanagements aber auch die ernsthafte Arbeit am Prozess eines Kulturwandels – insbesondere mit Blick auf die Führungskräfte. „Wir stimmen Frau Wulf-Mathies zu, dass ein solcher Wandel nur gelingen kann, wenn sich alle Beteiligten gemeinsam auf den Weg machen. Aber es muss auch klar sein, dass die Verantwortung beim Intendanten liegt. Personalrat und Redakteursvertretung haben dabei ein andere Rolle als die Geschäftsleitung.“

Kontakt: Beate Krämer, Pressereferentin,  0211 233 99-200

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