Protest von Lokalfunker:innen
Gegen die Flucht aus dem System
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Ha Pham


Mit einer Demonstration vor einer Arbeitgeberversammlung in Gelsenkirchen haben heute (Samstag, 15. März) Journalist:innen aus den Lokalsendern des Landes gegen tiefgreifende Einschnitte im NRW-Lokalfunk protestiert. „Angesichts möglicher Fusionen ihrer Sender, der Dauerverweigerung von Tarifverhandlungen und einem einsetzenden Jobabbau machen sich die Kolleg:innen ernsthafte Sorgen, dass das publizistisch erfolgreiche Lokalradio gerade mit Schwung vor die Wand gefahren wird“, erklärt Volkmar Kah, Geschäftsführer des Deutschen Journalisten-Verbandes in NRW.
Mit Schildern und Trillerpfeifen erwarteten die Prostierenden am Morgen die Vertreter:innen des Verbands Lokaler Rundfunk (VLR), die zur Mitgliederversammlung in den Wissenschaftspark in Gelsenkirchen angereist waren. „Finger weg von unseren Redaktionen! Reden Sie mit uns!“ Das forderten die Festangestellten und Freien auf Protestplakaten von ihren Arbeitgeber:innen in den Veranstaltergemeinschaften und stellten klar: „Lokales geht nur von vor Ort!“ und „Ohne Tarif geht alles schief!“
Schlechte Bezahlung, knappe Personaldecken in den Redaktionen und schwierige Arbeitsbedingungen frustrieren die Beschäftigten zusehends und setzen vor allem die Freien immer mehr unter Druck. Im vergangenen Jahr waren die Tarifverhandlungen im NRW-Lokalfunk von den Arbeitgebern abgebrochen worden. „Seitdem verweigern sie jedes Gespräch über einen rechtssicheren Tarifvertrag und agieren nach Gutdünken“, betont Kah. „Gleichzeitig schaffen sie Fakten, in dem sie strukturelle Veränderungen anstoßen.“ Immer mehr der 44 lokalen Sender in NRW planen Gemeinschaftssendungen, teilen sich Studios und Redaktionsräume und erwarten von ihren Beschäftigten, dass sie immer größere Berichtsgebiete abdecken. „Dadurch gefährdet man aber genau das, was die große Beliebtheit des Lokalradios ausmacht, nämlich die direkte Nähe zu ihren Hörerinnen und Hörern und das Wissen, was vor deren Haustür passiert“, so Kah.
Der NRW-Lokalfunk steckt mitten in einem Strukturprozess. „Eine Protestaktion wie heute war mehr als überfällig, damit die Arbeitgeber hautnah mitbekommen, wie wütend, besorgt und teilweise verzweifelt ihre Beschäftigten über die Entwicklung ihrer Branche sind“, kommentiert Volkmar Kah. „Wenn die Verantwortlichen in den Veranstaltergemeinschaften nicht bald auf ihre Journalist:innen zugehen, wird der Exodus von engagierten Profis aus der Branche noch mehr an Fahrt aufnehmen. Das kann keiner wollen.“
Diese Botschaft konnten die protestierenden Kolleg:innen heute nicht nur in zahlreichen Gesprächen am Rande ihrer Aktion, sondern auch auf der VLR-Mitgliederversammlung selbst platzieren. Die hatte spontan einer Delegation die Möglichkeit eingeräumt, auch dort zu sprechen. „Wir setzen darauf, dass daraus wieder ein dauerhafter, konstruktiver Dialog entsteht“, so Kah. „An den Kolleg:innen soll das nicht scheitern.“
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