Konflikt um Kölner Kirchensender erreicht Landespolitik
Unabhängigkeit des Domradios erhalten
„Wir sehen uns in unserer Befürchtung bestätigt, dass Erzbischof Woelki durch den personellen und strukturellen Umbau des Domradios seinen direkten Einfluss auf die Berichterstattung vergrößern will. Das bedroht aus unserer Sicht die Unabhängigkeit und das Renommee der Redaktion“, kommentiert Volkmar Kah, Geschäftsführer des Deutschen Journalisten-Verbandes in NRW die jüngsten Entwicklungen um den renommierten Kirchensender. „Wir fordern das Erzbistum Köln auf, alles zu unterlassen, was die Glaubwürdigkeit des Domradios einschränkt.“
Wie mehrere Medien übereinstimmend berichten, hat sich der Programmbeirat des Domradios jetzt mit einem Brief an die Landesanstalt für Medien (LfM) als zuständige Aufsicht gewandt, in dem er seine Sorge um die journalistische Unabhängigkeit des kircheneigenen Senders ausdrückt. Das Gremium befürchtet, dass die Bistumsleitung durch ihre Eingriffe eine unkritische, bistumskonforme Berichterstattung durchsetzen will. Es fordert die LfM als Aufsichtsorgan des privaten Rundfunks in NRW auf, die Pläne des Erzbistums – mit Blick auf den Erhalt der Sendelizenz – einer medienrechtlichen Prüfung zu unterziehen. Von der LfM war zu hören, dass man die Prüfung in Betracht ziehe, das Erzbistum aber bisher formal noch keine konkreten Veränderungen zur Gesellschafterstruktur angekündigt habe.
„Wir begrüßen, dass die Diskussion über den verstärkten Zugriff des Kardinals auf das Domradio jetzt den politischen Raum erreicht hat und sind gespannt, was die Überprüfung durch die LfM ergeben wird“, betont Volkmar Kah. „Die Redaktion hat ein Recht darauf, zu erfahren, unter welchen journalistischen Bedingungen sie in Zukunft arbeiten kann. In der Medienlandschaft von NRW würde etwas fehlen, wenn das Domradio vom Erzbistum Köln zum reinen Verkündigungssender umgeformt würde!“
Seit März sind die Pläne des Erzbistums Köln bekannt, den Kirchensender neu zu strukturieren. Unter anderem soll eine gemeinnützige GmbH den langjährigen Träger, das Bildungswerk der Erdiözese Köln, ablösen. Der langjährige Chefredakteur und „Mann der ersten Stunde“, Ingo Brüggenjürgen, räumt jetzt unter unklaren Umständen vorzeitig seinen Posten und geht am 1. September in den Ruhestand.
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